Stochastik-Oszillator: Stoch in Ranges und kurzfristigen Swings einsetzen
In diesem Artikel geht es ausschließlich um den
Stochastik-Oszillator (Stoch).
Viele Trader lernen:
- über 80 = überkauft (der Markt „muss“ fallen),
- unter 20 = überverkauft (der Markt „muss“ steigen),
aber in starken Trends neigt Stoch dazu, an den Extremen zu kleben,
sodass ein mechanischer Einsatz leicht dazu führt,
dass man immer wieder gegen den Trend handelt.
Unser Blickwinkel:
Weniger „Steht Stoch bei 80 oder 20?“ und mehr
„Befinden wir uns in einem Trend oder in einer Range,
und welche Rolle soll Stoch in diesem Umfeld spielen?“
Die folgende Grafik vergleicht:
- links: Stoch in einer klaren Range,
der an oberen und unteren Grenzen sauber dreht, - rechts: Stoch in einem starken Aufwärtstrend,
der längere Zeit in der oberen Zone bleibt.
Diesen Unterschied zu verstehen hilft zu entscheiden:
- wo Stoch ein starkes Werkzeug ist und
- wo er nur als sekundärer Kontext dienen sollte.
1. Stoch-Grundlagen: Position innerhalb der jüngsten Spanne
Stoch zeigt im Kern:
- innerhalb der Hoch–Tief-Spanne der letzten N Kerzen (z.B. 14),
- wo der aktuelle Schlusskurs relativ zu dieser Spanne liegt,
auf einer Skala von 0–100.
Vereinfacht:
- 0 → in der Nähe des tiefsten Tiefs des Lookbacks,
- 100 → in der Nähe des höchsten Hochs.
Typische Einstellungen:
- %K: Rohwert des Stoch (z.B. 14 Perioden),
- %D: gleitender Durchschnitt von %K (z.B. 3 Perioden),
mit:
- 80+ als „obere Zone“,
- 20− als „untere Zone“.
Kerngedanke:
Stoch misst keine absoluten Preise,
sondern die relative Position innerhalb der jüngsten Handelsspanne.
2. Wo Stoch stark ist: Ranges und kurzfristige Swings
Wie in
Oszillator-Indikatoren beschrieben,
spielt Stoch seine Stärken vor allem in Ranges und kurzfristigen Swings aus.
2-1. Ranges: Wiederkehrendes Verhalten an Ober- und Untergrenze
In klaren Seitwärtsphasen
(siehe Support & Resistance):
- wenn der Preis an das Range-Dach läuft,
steigt Stoch häufig in den Bereich 80–100, - nähert sich der Preis dem Range-Boden,
fällt Stoch oft in den Bereich 20–0.
In diesem Umfeld gilt:
- Range-Boden + niedriger Stoch → Kandidat für Long/Kaufswing,
- Range-Dach + hoher Stoch → Kandidat für Short/Gewinnmitnahme.
2-2. Kurzfristige Swings
Für kurzfristige Swings (z.B. 1-h oder 4-h):
- bestimmen Sie mit Trendindikatoren
und Swing vs Korrektur
zunächst die Struktur des größeren Bildes, - und nutzen Sie Stoch dann, um Einstiegstiming innerhalb dieser Struktur
zu verfeinern.
Beispiel:
- Aufwärtstrend im Tageschart,
- im 4-h-Chart eine seitliche Korrektur (Range),
- am Range-Boden fällt Stoch unter 20 und kreuzt dann wieder nach oben:
→ mögliches Buy-the-dip-Timing im Einklang mit dem höheren Trend.
3. Wo Stoch schwach ist: Grenzen in starken Trends
In starken Trendphasen ist Stoch als Umkehrindikator
deutlich weniger zuverlässig.
3-1. Kleben an Extremen
- In starken Aufwärtstrends:
- bleibt Stoch oft längere Zeit über 80,
- während der Preis weiter steigt.
- In starken Abwärtstrends:
- kann Stoch lange unter 20 verharren.
Wer dann meint:
- „80 → immer Short“,
- „20 → immer Long“,
handelt systematisch gegen den Trend.
3-2. Im Trend: Stoch als Risikohinweis statt Wendepunkt
Je stärker der Trend:
- desto mehr sollten Extreme im Stoch als
„Warnsignal vor aggressivem Chasing“ interpretiert werden, - während Trendindikatoren,
RSI und
Support & Resistance
stärkeres Gewicht bekommen.
Zusammenfassung:
Stoch ist stark in Ranges und Korrekturen,
in starken Trends eher eine weiche Warnschicht.
4. Stoch-Signale lesen: 80/20, Kreuze, Divergenzen
Schauen wir uns die wichtigsten Stoch-Signale an.
4-1. Die 80/20-Zonen
Grundinterpretation:
- 80+ → obere Zone,
- 20− → untere Zone.
Wie in
Oszillator-Indikatoren diskutiert:
- in Ranges funktionieren 80/20 meist relativ sauber,
- in starken Trends können diese Marken ständig verletzt werden,
wenn Stoch an den Extremen klebt.
Daher sind 80/20 eher:
- ein Hinweis darauf,
an welchem Ende der jüngsten Spanne wir uns befinden,
als ein Garantie-Signal für sofortige Umkehr.
4-2. %K / %D-Kreuze
Beliebter Ansatz:
- in der unteren Zone (unter 20):
- schneidet die schnelle Linie (%K) die langsame (%D) von unten nach oben
→ mögliches Kaufsignal,
- schneidet die schnelle Linie (%K) die langsame (%D) von unten nach oben
- in der oberen Zone (über 80):
- schneidet %K die %D von oben nach unten
→ mögliches Verkaufssignal.
- schneidet %K die %D von oben nach unten
Robuster ist die Kombination:
- Range-Boden + untere Zone + bullisches Kreuz, oder
- Range-Dach + obere Zone + bärisches Kreuz,
statt Kreuze isoliert zu handeln.
4-3. Stoch-Divergenzen
Stoch kann auch Divergenzen bilden:
- Preis macht höhere Hochs, Stoch tiefere Hochs → bärische Divergenz,
- Preis macht tiefere Tiefs, Stoch höhere Tiefs → bullische Divergenz.
Aufgrund seiner Sensitivität produziert Stoch jedoch
tendenziell mehr „falsche“ Divergenzen als RSI.
Daher ist es sinnvoll, Stoch-Divergenzen vorsichtiger zu werten
und Bestätigung durch RSI, Preisstruktur oder Volumen zu suchen.
5. Stoch in Kombination mit anderen Werkzeugen
Stoch eignet sich am besten als unterstützende Ebene,
nicht als alleinige Entscheidungsbasis.
Gute Ergänzungen:
-
Trendindikatoren
- Mit MAs, MACD, ADX aus
Trendindikatoren
zuerst Trend vs Range definieren.
- Mit MAs, MACD, ADX aus
-
Swing-Struktur
- Über Swing vs Korrektur
prüfen, ob das Signal in einer frühen, mittleren oder späten Phase
des Swings auftritt.
- Über Swing vs Korrektur
-
Support & Resistance
- Stoch mit Range-Grenzen und Schlüssellevels aus
Support & Resistance kombinieren,
um Signale im „Niemandsland“ zu filtern.
- Stoch mit Range-Grenzen und Schlüssellevels aus
-
Risikomanagement
- Auch ein „perfektes“ Stoch-Setup kann scheitern.
- Wird mit dem Trade der Plan aus
Risikomanagement verletzt,
bleibt er strukturell fragil.
6. Praxis-Checkliste vor einem Trade auf Basis von Stoch
Wenn ein Stoch-Signal auffällt, fragen Sie sich:
-
Befindet sich der Markt im Trend oder in einer Range?
(Ist Stoch hier ein Primär- oder eher ein Sekundärwerkzeug?) -
Tritt das Signal nahe einer klaren Range-Grenze auf
oder mitten im Chart?
(Siehe Support & Resistance) -
Ist Stoch nur am Extrem „festgeklebt“
oder dreht/kreuzt er tatsächlich von diesem Extrem weg? -
Bestätigen RSI, Trendindikatoren und Volumen die Idee
oder widersprechen sie? -
Passen Stop, Ziel und Positionsgröße für diesen Trade
in meinen Plan zum Risikomanagement?
Im nächsten Artikel
/trading/indicators/oscillators/cci
sehen wir uns CCI an:
- wie der Indikator die Entfernung vom gleitenden Durchschnitt misst und
- wie man ihn mit Stoch und RSI kombiniert,
um Ein- und Ausstiege weiter zu verfeinern.