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Walhandel

CCI-Indikator: Entfernung vom Durchschnitt messen

In diesem Artikel geht es um einen einzelnen Indikator:
den Commodity Channel Index (CCI).

Im Vergleich zu RSI und
Stoch,

  • die Neigung der jüngsten Kursbewegungen auf einer begrenzten Skala abbilden,
  • misst CCI direkter, wie weit sich der Preis vom Durchschnitt entfernt hat.

Unser Blickwinkel:

Weniger „CCI über +100 = automatisch überkauft“ und mehr
„Ist diese CCI-Abweichung im aktuellen Trendkontext
eine gesunde Expansion oder eine späte Übertreibung?“


Die folgende Grafik vergleicht:

  • links: CCI in einem starken Aufwärtstrend,
    meist oberhalb der Nulllinie, mit wiederholten Ausschlägen über +100,
  • rechts: CCI in einer Range,
    der um die Nulllinie herum zwischen etwa ±100 pendelt.

Verstehen Sie diese Unterschiede, können Sie besser einordnen, wann:

  • derselbe CCI-Wert von +150
    • eine kräftige Bewegung im gesunden Trend signalisiert oder
    • eine mögliche Top-Übertreibung, und
  • derselbe Wert von −150
    • weiteren Abwärtsspielraum in einem jungen Trend oder
    • eine kapitulationsartige Übertreibung am Range-Boden andeutet.

1. Was ist CCI? – Maß für die Abweichung vom Durchschnitt

Konzeptionell nutzt CCI:

  • einen typischen Preis
    (meist (Hoch + Tief + Schluss) / 3),
  • einen gleitenden Durchschnitt dieses typischen Preises,
  • und eine mittlere Abweichung,

um zu beantworten:

„Um wie viele ‘Einheiten’ handelt der Preis aktuell
über oder unter seinem jüngsten Durchschnitt?“

Anders als RSI:

  • ist die CCI-Skala nicht auf 0–100 begrenzt,
  • sie kann theoretisch bis ±unendlich reichen.

In der Praxis konzentriert man sich meist auf:

  • die Nulllinie,
  • +100 und −100,
  • und teilweise auf ±200

als Referenzlevel.

Wichtig:
CCI zeigt, wie weit der Preis vom jüngsten Durchschnitt entfernt ist.
In starken Trends kann der Indikator daher lange positiv oder negativ bleiben.


2. Entscheidende Level: Nulllinie, +100, −100

Die am häufigsten genutzten CCI-Referenzlevel:

  1. Nulllinie

    • Preis liegt nahe am jüngsten Durchschnitt.
    • CCI über null → Preis handelt über dem Durchschnitt (relative Stärke).
    • CCI unter null → Preis handelt unter dem Durchschnitt (relative Schwäche).
  2. +100-Level

    • Preis ist deutlich über den Durchschnitt hinausgelaufen.
    • Früh im Trend:
      • kann eine dynamische Impulsbewegung anzeigen.
    • Spät im Move oder nahe Widerstand:
      • eher eine Zone möglicher Übertreibung/Exhaustion.
  3. −100-Level

    • Preis liegt deutlich unter dem Durchschnitt.
    • Früh im Abwärtstrend:
      • Hinweis auf starken Verkaufsdruck.
    • Nach langen Abwärtsphasen:
      • oft Zeichen einer kapitulationsartigen Übertreibung.

Kurzfassung:
Nulllinie → Richtungs-Bias (über/unter Durchschnitt)
±100 → Stärke der Abweichung und mögliche Übertreibung.


3. CCI im Trend: starke Phasen vs. Exhaustion

Eine Stärke des CCI liegt darin,
zwischen wirklich kraftvollen Trendphasen
und nachlassender Dynamik zu unterscheiden.

Die Grafik unten zeigt:

  • oben: CCI im Aufwärtstrend über der Nulllinie mit wiederholten Ausschlägen über +100,
  • unten: Preis macht neue Hochs, während CCI-Peaks fallen
    (bärische Divergenz) in der Spätphase des Trends
    .

3-1. Impulsphasen im starken Trend

Im Aufwärtstrend sieht man häufig:

  • kräftige Kursanstiege,
  • CCI-Anstiege über +100 oder sogar +200,
  • und lange Phasen, in denen CCI oberhalb der Nulllinie bleibt.

Solche Phasen stehen meist für:

  • „die wirklich kraftvolle Phase des Trends“ und,
  • wenn Trendindikatoren
    wie MAs oder ADX den Aufwärtstrend bestätigen,

ist das eher eine Zone, in der Sie Shorts vermeiden
und Dip-Käufe in Trendrichtung planen
,
als eine, in der Sie blind gegen den Trend handeln.

3-2. Späte Übertreibung und bärische Divergenz

In der Spätphase eines Trends sieht man oft:

  • der Preis markiert leicht höhere Hochs,
  • die CCI-Peaks fallen jedoch ab.

Das bedeutet:

  • „der Preis liegt zwar noch über dem Durchschnitt,
    schafft es aber nicht mehr so weit vom Mittel wegzukommen“,
  • also: Trendkraft lässt nach.

Eine bärische CCI-Divergenz sollte hier eher als:

  • Signal zum Reduzieren von Chasing, Teilgewinnmitnahme und Stop-Anpassung,

denn als Garantie für das exakte Hoch verstanden werden.


4. CCI in Ranges und Mean-Reversion-Ansätzen

CCI lässt sich auch in Seitwärtsphasen einsetzen,
spielt dort aber eine andere Rolle als RSI oder Stoch.

  • RSI / Stoch:
    • betonen die relative Position in einer begrenzten Bandbreite (0–100).
  • CCI:
    • betont die Entfernung vom Durchschnitt.

In Ranges gilt:

  • Range-Dach + CCI über +100
    → Preis ist weit über seinem Durchschnitt am Widerstand
    → möglicher Short-/Mean-Reversion-Kandidat.
  • Range-Boden + CCI unter −100
    → Preis ist weit unter dem Durchschnitt an der Unterstützung
    → möglicher Long-/Bounce-Kandidat.

Allerdings:

  • wenn eine Range kurz vor dem Ausbruch in einen Trend steht,
  • kann CCI eine Weile in der Nähe von ±100 bleiben,
  • daher sollte man ihn mit
    Support & Resistance
    und Volume kombinieren.

5. CCI in Kombination mit anderen Indikatoren

Am besten funktioniert CCI als Teil eines Werkzeugstapels,
in dem jedes Tool einen klaren Zweck hat.

  1. Trendrichtungsfilter

    • Mit Trendindikatoren
      zunächst Aufwärtstrend / Abwärtstrend / Range bestimmen.
    • Im Aufwärtstrend z.B. nur Long-Setups priorisieren,
      wenn CCI über null liegt.
    • Im Abwärtstrend Shorts priorisieren,
      wenn CCI unter null bleibt.
  2. Kombination mit RSI und Stoch

    • RSI:
      stark bei Momentum und Divergenzen.
    • Stoch:
      stark bei Timing an Range-Grenzen.
    • CCI:

      ergänzt dies um die Frage,
      wie weit sich der Preis vom Durchschnitt entfernt hat.

  3. Risikomanagement und Positionssteuerung

    • Erreicht CCI sehr extreme Werte (z.B. ±200),
    • bietet es sich eher an, über
      Teilgewinnmitnahmen, Stop-Nachziehen oder Risikoabbau nachzudenken,
    • statt neue Positionen aufzubauen.
    • Positionsgröße und Hebel sollten stets
      zu Ihrem Plan für das
      Risikomanagement passen.

6. Checkliste vor einem CCI-basierten Trade

Wenn ein CCI-Signal ins Auge springt, lohnt es sich, kurz zu prüfen:

  1. Befinden wir uns im Trend oder in einer Range?
    (Im Trend CCI eher als Richtungsfilter + Warnsignal,
    in der Range eher für Mean-Reversion-Setups nutzen.)

  2. Wie lange hält sich CCI bereits über oder unter null?
    (Lange Phasen über null weisen oft auf einen stabilen Aufwärtstrend hin.)

  3. Liegt CCI näher bei +100 oder bei −100?
    (Normale Schwankung oder potenziell überdehnte Bewegung?)

  4. Wo steht der Preis in der Struktur?
    (Nahe wichtiger Levels aus
    Support & Resistance?
    In welcher Swing-Phase laut
    Swing vs Korrektur?)

  5. Passen Stop, Ziel und Positionsgröße
    in meinen Plan zum Risikomanagement?


Halten Sie beim Arbeiten mit Oszillatoren generell die Perspektive:

Nicht die exakte Zahl ist entscheidend,
sondern was sie im Kontext von Trend, Level, Struktur und Risiko bedeutet.

CCI liefert in diesem Bild einfach die zusätzliche Achse
Entfernung vom Durchschnitt“.