Oszillatoren: Swings mit RSI, Stoch und CCI lesen
In diesem Artikel betrachten wir Oszillatoren nicht als
„Überkauft = verkaufen, Überverkauft = kaufen“-Werkzeuge, sondern als Hilfsmittel, um:
die Position des aktuellen Swings
im übergeordneten Trend und in der Struktur zu erkennen.
Die wichtigsten Indikatoren in diesem Abschnitt sind:
- RSI (Relative Strength Index)
- Stoch (Stochastik-Oszillator)
- CCI (Commodity Channel Index)
Außerdem stellen wir kurz das Konzept Dual Momentum vor
und verweisen für die Strategie-Details auf
dual-momentum.
Die folgende Grafik vergleicht, wie dieselben RSI-Level sich verhalten:
- links: in einem Trendmarkt,
- rechts: in einem Range-Markt.
Verstehen Sie diesen Unterschied, können Sie besser einschätzen, wann:
- derselbe RSI-Wert von 70/80
- gesunde Trenddynamik, oder
- eine kurzfristige Überdehnung am Range-Dach bedeutet, und
- derselbe RSI-Wert von 30
- eine Buy-the-Dip-Möglichkeit im Trend, oder
- einen Bounce-Kandidaten am Range-Boden darstellt.
1. Was sind Oszillatoren? – Zusammenfassung von „Position“ und „Geschwindigkeit“
Die meisten Oszillatoren:
- verarbeiten Kursveränderungen über N Perioden und
- mappen diese auf eine begrenzte Skala (z.B. 0–100),
um zu zeigen, ob das jüngste Geschehen:
- eher in Richtung oberer Bereich (Überkauft) oder
- eher Richtung unterer Bereich (Überverkauft) tendiert.
Wichtige Idee:
- Sie eignen sich besser, um zu sagen,
„wo wir uns im Swing befinden“,
als um exakte Tops/Böden zu timen.
Daher behalten wir hier stets die Perspektive:
- Zuerst mit Trendindikatoren und Struktur den großen Rahmen klären,
- Oszillatoren dann nutzen, um
Ein-/Ausstiege und Swing-Kontext zu verfeinern.
Trendindikatoren finden Sie unter
/trading/indicators/trend,
Struktur-Basics unter:
- /trading/chart-basics/s-r
- /trading/chart-basics/swing-vs-correction
- /trading/chart-basics/timeframes
2. Oszillatoren im Trend vs in der Range
Der gleiche Oszillatorwert kann je nach Umgebung
etwas völlig anderes bedeuten.
-
Starker Trendmarkt
- Im Aufwärtstrend bewegen sich Oszillatoren oft
lange im mittleren bis oberen Bereich
und erreichen tiefe Überverkauft-Zonen selten. - Im Abwärtstrend gilt das Spiegelbild.
→ In diesen Phasen sind Überkauft-Signale eher
Hinweise für Risikomanagement und Teilgewinnmitnahme
als Einladungen zum aggressiven Kontern des Trends. - Im Aufwärtstrend bewegen sich Oszillatoren oft
-
Range-Markt
- Am Range-Dach werden Überkauft-Zonen häufig erreicht.
- Am Range-Boden werden Überverkauft-Zonen häufig erreicht.
→ In solchen Umgebungen kann die Kombination
Range-Grenze + extremes Oszillatorlevel
eine Basis für kurzfristige Mean-Reversion-Trades sein.
Kurz gesagt:
Zuerst immer fragen „Trend oder Range?“,
und erst dann die Oszillatorwerte interpretieren.
3. Die drei Hauptoszillatoren: RSI, Stoch, CCI
3-1. RSI – Swing-Stärke und Divergenz
RSI ist der am weitesten verbreitete Oszillator.
Er:
- vergleicht Größe von Gewinnen vs Verlusten der letzten Perioden,
- fasst Swing-Stärke und -Geschwindigkeit zusammen und
- nutzt häufig 70/30 oder 80/20 als Überkauft-/Überverkauft-Zonen.
In der Praxis sieht man oft:
- in starken Trends RSI zwischen 40 und 80,
- in späten Trendphasen: Preis macht höhere Hochs,
während RSI-Peaks fallen → bärische Divergenz.
Details finden Sie unter
/trading/indicators/oscillators/rsi.
3-2. Stoch – stark in Ranges und bei kurzfristigen Swings
Der Stochastik-Oszillator (Stoch):
- misst, wo der aktuelle Kurs innerhalb der
jüngsten Hoch–Tief-Spanne liegt, und - ordnet dies einem Wert zwischen 0 und 100 zu.
Typische Zonen:
- über 80: oberer Bereich (Überkauft),
- unter 20: unterer Bereich (Überverkauft).
Stärken:
- sehr gut geeignet, um kurzfristige Swings
an klaren Range-Grenzen aus
/trading/chart-basics/s-r zu timen.
Achtung:
- in starken Trends kann Stoch lange im oberen oder unteren Band kleben;
- aggressives Kontern des Trends nur mit Stoch ist dann riskant.
Mehr dazu in
/trading/indicators/oscillators/stoch.
3-3. CCI – „Wie weit vom Durchschnitt entfernt?“
Der Commodity Channel Index (CCI):
- nutzt eine typische Preisdefinition (z.B. (High + Low + Close) / 3),
- vergleicht sie mit einem gleitenden Durchschnitt,
- und misst, wie weit der Preis vom Mittelwert abweicht.
Wichtige Level:
- Nulllinie: nahe am jüngsten Durchschnitt,
- +100: deutlich über dem Durchschnitt,
- −100: deutlich unter dem Durchschnitt.
Im starken Trend:
- CCI bleibt oft über null und steigt mehrfach über +100 →
markiert kräftige Impulsphasen, - später im Trend macht der Preis neue Hochs,
während CCI-Peaks sinken → bärische Divergenz.
Details dazu unter
/trading/indicators/oscillators/cci.
4. Dual Momentum – Übertragung auf Portfolio-Ebene
Der Begriff Dual Momentum klingt nach Oszillator,
ist in der Praxis aber eher ein Portfolio- und Strategie-Konzept.
Kernidee:
-
Absolutes Momentum
- Ist dieses Asset über einen Zeitraum betrachtet
gestiegen oder gefallen?
- Ist dieses Asset über einen Zeitraum betrachtet
-
Relatives Momentum
- Welche Assets sind im Vergleich zu anderen
stärker oder schwächer?
- Welche Assets sind im Vergleich zu anderen
Typische Umsetzung:
- mehrere Coins/Aktien werden nach Momentum-Rang sortiert,
- Kapital wird nur in die Top-Gruppe allokiert,
- periodisches Rebalancing.
Im Unterschied zu chartbasierten Oszillatoren:
Dual Momentum beantwortet eher die Frage
„Wo investiere ich mein Kapital?“
als „Long/Short auf diesem einzelnen Chart?“.
Eine ausführliche Strategie-Beschreibung folgt unter
/trading/strategy/dual-momentum.
5. Was man neben Oszillatoren immer mitprüfen sollte
Oszillatoren sind Hilfsinstrumente und werden zuverlässiger, wenn man sie mit Folgendem kombiniert:
-
Trendkontext (Trend vs Range)
- Mit /trading/indicators/trend
zunächst Aufwärts-/Abwärtstrend oder Range bestimmen.
- Mit /trading/indicators/trend
-
Swing-Struktur
- Mit /trading/chart-basics/swing-vs-correction
prüfen, ob wir im frühen, mittleren oder späten Teil eines Swings sind.
- Mit /trading/chart-basics/swing-vs-correction
-
Schlüssellevel (Support/Resistance)
- Prüfen, ob Extremwerte bei Oszillatoren
nahe wichtigen Levels aus
/trading/chart-basics/s-r auftreten
oder „im Nirgendwo“.
- Prüfen, ob Extremwerte bei Oszillatoren
-
Risikomanagement
- Kein Oszillator-Setup rechtfertigt es,
den eigenen Plan in
/trading/risk-management
für Positionsgröße, Hebel oder Maximalverlust zu brechen.
- Kein Oszillator-Setup rechtfertigt es,
6. Checkliste, wenn ein Oszillator-Signal auffällt
Wenn ein Oszillator-Setup interessant aussieht,
gehen Sie mindestens diese Fragen durch:
-
Trendmarkt oder Range?
-
Wie „gewichtig“ ist dieses Signal auf diesem Zeitrahmen?
(Nur kleine Schwankung oder extremes Level im aktuellen Kontext?) -
Tritt das Signal an einem Schlüssellevel auf oder im Niemandsland?
-
Wo befinden wir uns im Swing?
(Früh/Mitte/Spät gemäß
/trading/chart-basics/swing-vs-correction?) -
Passen Stop, Ziel und Positionsgröße
in mein Konzept für
/trading/risk-management?
Für Details zu den einzelnen Indikatoren siehe:
- /trading/indicators/oscillators/rsi
- /trading/indicators/oscillators/stoch
- /trading/indicators/oscillators/cci
Die zentrale Denkweise bleibt:
Entscheidend ist weniger der nackte Zahlenwert,
sondern was er im Kontext von Trend, Level, Struktur und Risiko bedeutet.