DMI/ADX Grundlagen: Trendrichtung und -stärke getrennt lesen
In diesem Kapitel geht es um DMI (Directional Movement Index)
und ADX (Average Directional Index).
Statt: „Crossover → kaufen/verkaufen“,
nutzen wir sie als Antwort auf die Fragen:
„Ist der Markt trendig oder seitwärts,
und falls trendig: in welche Richtung und wie stark?“
In trend dienen DMI/ADX als:
- Filter zwischen Trend- und Range-Phasen,
- und in strategy als Grundlage,
ob eher Trendfolge oder Range-Strategien eingesetzt werden.
Die Grafik unten zeigt:
- oben: Preis und ma,
- unten: +DI, -DI und ADX,
und hebt hervor:
- welche Seite (+DI oder -DI) dominiert,
- wann ADX in trendstarke Bereiche steigt,
- und wie ADX in Ranges flach verläuft.
1. Aufbau von DMI/ADX: +DI, -DI, ADX
DMI/ADX besteht aus drei Linien:
-
+DI (Positive Directional Indicator)
- misst die aufwärts gerichtete Bewegung
über ein Zeitfenster, - höhere Werte → stärkere tatsächliche Aufwärtsbewegung.
- misst die aufwärts gerichtete Bewegung
-
-DI (Negative Directional Indicator)
- misst die abwärts gerichtete Bewegung,
- höhere Werte → stärkere tatsächliche Abwärtsbewegung.
-
ADX (Average Directional Index)
- extrahiert nur die Trendstärke (ohne Richtung),
- hoher ADX → starke gerichtete Bewegung (auf oder ab),
- niedriger ADX → eher Range-/Seitwärtsumfeld.
Merksatz:
+DI vs -DI → Richtungsbias
ADX → Trendstärke vs Range
2. Trendrichtung mit +DI und -DI lesen
2-1. Grundlegender Richtungsbias
Interpretation:
- +DI > -DI
→ jüngste Bewegungen sind eher aufwärtsgerichtet. - -DI > +DI
→ jüngste Bewegungen sind eher abwärtsgerichtet.
In Kombination mit:
- candles,
- und der höheren Zeitebene aus timeframes,
ergibt sich:
- höhere Hochs/Tiefs + +DI-Dominanz
→ bullisches Trendregime, - tiefere Hochs/Tiefs + -DI-Dominanz
→ bärisches Trendregime.
2-2. +DI/-DI-Crossovers
Weit verbreitet:
- +DI kreuzt über -DI → möglicher Wechsel zu bullischer Kontrolle,
- -DI kreuzt über +DI → möglicher Wechsel zu bärischer Kontrolle.
Alleine sind diese Crossovers allerdings anfällig:
- in Ranges kreuzen +DI und -DI häufig,
- ohne ADX und Kontext aus s-r
droht Overtrading im Rauschen.
Behandeln Sie DI-Crossovers als
„Hinweise zur Richtung“, nicht als komplette Regelwerke.
Die folgende Grafik vergleicht:
- links: ein Trendumfeld mit stabiler +DI-Dominanz,
- rechts: eine Range, in der +DI und -DI
sich mehrfach kreuzen, ohne einen klaren Trend aufzubauen.
3. ADX: Trendstärke, nicht Richtung
ADX ist richtungsneutral:
- er steigt, wenn sich der Preis anhaltend und gerichtet bewegt
(aufwärts oder abwärts), - er bleibt niedrig oder fällt, wenn der Markt
eher mean-revertiert oder seitwärts pendelt.
3-1. Typische Interpretation von ADX
Grenzwerte unterscheiden sich je nach Markt und Timeframe,
in der Praxis sieht man oft:
- sehr niedriger ADX → Umfeld eher Range/Seitwärts,
- steigender ADX aus niedrigen Bereichen → möglicher Beginn eines Trends,
- hoher, abflachender ADX → mögliche Spätphase/Ermüdung eines Trends.
Konkrete Zahlen (20/25/30 usw.)
sind Richtwerte, keine Gesetze.
Hilfreich ist ein Blick zurück:
„Bei welchen ADX-Niveaus traten in diesem Markt
tatsächlich nachhaltige Trendbewegungen auf?“
Die Grafik unten zeigt:
- oben: Preisverlauf mit Aufwärtstrend → Range → Abwärtstrend,
- unten: ADX, der in Trendphasen steigt/hoch bleibt
und in der Range fällt und flach verläuft.
4. DMI/ADX als Trendfilter nutzen
In der Praxis nutzen viele Trader:
- ADX, um Trend- vs Range-Umfeld zu bestimmen, und
- innerhalb dieses Regimes +DI/-DI mit
Preisstruktur und Patterns zu kombinieren.
4-1. Beispielhafter Trendfilter
Konzeptionell:
- bei ADX über einem gewissen Schwellenwert und steigend
bevorzugen Sie Trendfolgestrategien aus strategy, - bei niedrigem, flachem oder fallendem ADX
eher Range-/Mean-Reversion-Ansätze, z.B. double-top-bottom.
4-2. Kombination mit Richtung und Einstiegen
Bullisches Beispiel:
- ADX steigt,
- +DI liegt über -DI,
- der Preis testet eine Unterstützung aus s-r,
- ein Umkehrpattern aus candles tritt auf,
→ das Setup kann gelesen werden als:
„Rücksetzer in einen Support
mit wieder anziehender Trendstärke.“
Bärische Szenarien sind analog mit -DI-Dominanz und Widerstandszonen.
5. Breakouts, Fehlausbrüche und DMI/ADX
In chart betrachten wir:
- Dreiecke,
- Wedges,
- Double Top/Bottom,
- Head & Shoulders
und andere Muster, die häufig in Breakouts münden.
DMI/ADX hilft einzuschätzen, ob diese Breakouts:
- in einen nachhaltigen Trend übergehen, oder
- als failure–ähnliche Fehlausbrüche enden.
5-1. Breakouts mit „echter“ Trendstärke
Typische Merkmale:
- Ausbruch aus Dreieck/Range, s-r
- ADX beginnt aus tiefen Bereichen zu steigen,
- +DI/-DI unterstützen klar die Ausbruchsrichtung.
Das deutet eher auf:
„mehr als nur ein Spike –
ein neuer Trendabschnitt könnte beginnen.“
5-2. Breakouts ohne Trendstärke
Falls:
- der Preis kurz über/unter einen Range-Rand ausbricht,
- ADX aber niedrig bleibt und nicht anspringt,
- DI-Dominanz schnell wieder kippt,
ist die Wahrscheinlichkeit eines
Fakeouts/Fehlausbruchs erhöht.
6. Häufige Fehler beim Einsatz von DMI/ADX
-
ADX-Schwellen als starre Regeln zu verwenden
- „ADX > 25 = Trend, < 25 = kein Trend“
ist für reale Märkte zu einfach. - Historische Charts des jeweiligen Marktes und Timeframes
sind die bessere Referenz.
- „ADX > 25 = Trend, < 25 = kein Trend“
-
Preis und Patterns zu ignorieren
-
DI-Crossovers als alleinige Einstiegssignale
- In Ranges kreuzen sich DI-Linien ständig.
- Ohne ADX-Richtung und Kontext aus
s-r und Patterns
ist Overtrading vorprogrammiert.
-
Gleiche Interpretation auf allen Timeframes
- „Hoher ADX“ im 5-Minuten-Chart
bedeutet etwas anderes als „hoher ADX“ im Tageschart. - Verknüpfen Sie Ihre Interpretation mit
timeframes
und Ihrem Tradingstil (Scalping, Swing, Position).
- „Hoher ADX“ im 5-Minuten-Chart
7. Praktische DMI/ADX-Checkliste
Mit DMI/ADX auf dem Chart:
-
Ist ADX derzeit niedrig, mittel oder hoch?
- Trend- oder Range-Umfeld?
-
Steigt, fällt oder flacht ADX ab?
- Trend entsteht, hält an oder verliert Kraft?
-
Welche Linie dominiert: +DI oder -DI?
- passt das zu ma
und Ihrer höheren Marktstruktur?
- passt das zu ma
-
Tritt das aktuelle DI-Crossover in der Nähe eines Schlüssel-Levels
aus s-r auf
oder im „Niemandsland“? -
Wenn Sie auf Basis dieser Infos handeln:
Stimmen Stop, Ziel und Positionsgröße
mit Ihrem Plan aus risk-management überein?
DMI/ADX entfaltet seine Stärke besonders in Kombination mit:
MA für Richtung und Struktur,
MACD für Momentum und Divergenzen,
Ichimoku für Gleichgewicht und projizierte Zonen,
DMI/ADX für Trendstärke vs Range.
So werden technische Indikatoren
zu verschiedenen Blickwinkeln
auf denselben Markt –
nicht zu konkurrierenden Signalmaschinen.