Gleitender Durchschnitt (MA): Ein Rahmen für den Trend
In diesem Kapitel geht es um eines der grundlegendsten Werkzeuge der Technischen Analyse:
den gleitenden Durchschnitt (Moving Average, MA).
Nicht: „Golden Cross → sofort kaufen“,
sondern:
„Wie fasst dieser MA die aktuelle Trendstruktur zusammen?“
MA ist ein Kernbaustein von:
Die folgende Grafik zeigt:
- oben: den Preis mit kurz-, mittel- und langfristigen MAs,
- unten: denselben Zeitraum als Trend- vs Range-Phase markiert.
Wir betrachten MA nicht als „eine Linie mit Signalen“,
sondern als Zusammenfassung verschiedener Zeithorizonte.
1. Was ist der Moving Average (MA) Indikator?
Ein gleitender Durchschnitt ist:
„Der Durchschnittspreis der letzten N Perioden,
als Linie dargestellt.“
Die gebräuchlichsten Varianten:
- Einfacher gleitender Durchschnitt (SMA) – arithmetischer Mittelwert,
- Exponentieller gleitender Durchschnitt (EMA) – stärker gewichtete jüngere Daten.
In der Praxis ist weniger wichtig:
- „SMA vs EMA: welcher ist besser?“
sondern: - „Welche Länge und welche Rolle hat dieser MA?“
2. Rollen nach Länge: Kurz-, Mittel- und Langfrist-MAs
Das Verhalten eines MA hängt stark von seiner Länge ab. Typische (nicht starre) Bereiche:
-
Kurzfrist-MA (5–20)
- zeigt den Rhythmus der letzten Kerzen,
- nützlich für Feinstruktur innerhalb von Swings
(swing-vs-correction).
-
Mittelfrist-MA (20–60)
- umfasst mehrere Swings oder Wochen,
- bildet oft das Rückgrat des aktuellen Trends.
-
Langfrist-MA (100–200+)
- überlappt mit Struktur höherer Timeframes
(timeframes), - hebt langfristige Unterstützungen/Widerstände
und „billige/teure“ Zonen im Zyklus hervor.
- überlappt mit Struktur höherer Timeframes
Die Grafik unten:
- legt einen kurzen (z.B. 10), mittleren (50) und langen (200) MA übereinander
- und markiert, welchen Zeithorizont jeder MA ungefähr widerspiegelt.
Wesentliche Punkte:
- längere MAs sind langsamer, aber stabiler,
- kürzere MAs sind schneller, aber anfälliger für Rauschen.
3. Trendrahmen mit MA: Steigung und Ausrichtung
Für die Trendanalyse mit MA sind zwei Fragen zentral:
- Steigung – zeigt der MA klar nach oben, seitwärts oder nach unten?
- Ausrichtung – wie sind kurz-, mittel- und langfristige MAs zueinander angeordnet?
3-1. Steigung als Maß für Trendstärke
Beispiel:
- ein mittelfristiger MA, der kontinuierlich nach oben geneigt ist, und
- ein Kurs, der ihn immer wieder testet, aber nicht deutlich darunter bricht,
deutet oft darauf hin:
„Wir sind in einem Aufwärtstrend,
und Rücksetzer sind eher Korrekturen als Trendwechsel.“
Ist der gleiche MA dagegen flach oder zackig auf und ab,
spricht das meistens für eine Range/Seitwärtsphase
(s-r).
3-2. Ausrichtung als „Multi-Timeframe“-Schnappschuss
Typische Trend-Ausrichtung:
- Aufwärtstrend:
- kurzer MA über mittlerem,
dieser über langem MA.
- kurzer MA über mittlerem,
- Abwärtstrend:
- langer MA über mittlerem,
dieser über kurzem MA.
- langer MA über mittlerem,
Damit erhält man einen schnellen Überblick über:
- höheren Trend vs. niedrigere Timeframe-Schwankungen
(timeframes).
Die folgende Grafik vergleicht:
- links: einen sauberen Aufwärtstrend mit geordneter MA-Ausrichtung,
- rechts: eine Range, in der sich die MAs ständig kreuzen.
4. MA als dynamische Unterstützung/Widerstand und Wiedereinstieg
Viele Trader nutzen MAs als dynamische Unterstützung/Widerstand.
4-1. Rücksetzer zum MA im Aufwärtstrend
Im Aufwärtstrend:
- Kurs notiert über einem mittelfristigen MA,
- setzt zurück, testet den MA und steigt wieder,
was gelesen werden kann als:
„Der Markt akzeptiert diesen Rücksetzer
noch als Teil des Aufwärtstrends.“
Bricht der Kurs jedoch klar unter den MA und bleibt darunter,
kann das zusammen mit Strukturen wie:
auf einen möglichen Trendwechsel hinweisen.
4-2. Rückläufe zum MA im Abwärtstrend
Im Abwärtstrend:
- Kurs bleibt unter Mittel-/Langfrist-MA,
- erholt sich bis zum MA und dreht dort wieder nach unten,
was häufig als Short-Wiedereinstiegszone genutzt wird.
Die Grafik unten zeigt:
- links: Aufwärtstrend mit Rücksetzern zum mittelfristigen MA, die als Unterstützung dienen,
- rechts: Abwärtstrend mit Rückläufen zum MA, die als Widerstand fungieren.
Auch hier gilt: MA sollte zusammen mit:
- statischen Levels aus s-r,
- Pattern aus patterns,
- Oszillatoren aus oscillators
betrachtet werden.
5. Grenzen und typische Fallen beim MA
Gleitende Durchschnitte haben klare Grenzen.
-
Nachlaufender Indikator
- Neue Trends beginnen oft, bevor der MA seine Richtung ändert.
- MAs bestätigen die Richtung meist mit Verzögerung.
-
Fehlsignale in Seitwärtsphasen
- In Ranges schneidet der Kurs den MA immer wieder,
- was zu vielen kleinen Fehlsignalen und Verlusten führen kann, failure
- häufig überlappend mit Fehlausbrüchen und Traps.
-
Überoptimierung der Parameter
- Exzessives Feintuning („die perfekte Periode“)
passt sich leicht der Vergangenheit an, - ist aber oft nicht robust in veränderten Marktphasen.
- Exzessives Feintuning („die perfekte Periode“)
risk-management erinnert:
MA ist weniger ein Werkzeug für „perfekte Einstiege“,
sondern eher ein Rahmen, wohin das Risiko ausgerichtet wird.
6. Checkliste für den praktischen Einsatz von MA
Mit MAs auf dem Chart sollten Sie sich fragen:
-
„Wie ist die Steigung des Mittel-/Langfrist-MA?“
- Aufwärts / abwärts / neutral?
-
„Wie sind kurz-, mittel- und langfristige MAs ausgerichtet?“
- Trend-Stacking oder Range-Gewirr?
-
„Was macht der Kurs am nächsten MA?“
-
„Passen mein Stopp, Ziel und die Positionsgröße
zu meinem Plan in risk-management?“- Besonders im Verhältnis zur aktuellen Volatilität
(volatility).
- Besonders im Verhältnis zur aktuellen Volatilität
Mit diesem MA-Grundrahmen können Sie nun in die Strategien gehen:
- /trading/strategy/trend-following/ma
- /trading/strategy/trend-following/cross
- /trading/strategy/trend-following/ma-60
Dort geht es darum,
wie man den gleitenden Durchschnitt in konkrete Ein- und Ausstiegsregeln
samt Risikosteuerung übersetzt.