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Walhandel

Ichimoku Cloud Grundlagen: Trend und Gleichgewicht mit der Wolke lesen

In diesem Kapitel geht es um die Ichimoku Cloud.

Nicht: „fünf Ichimoku-Signale gleichzeitig → Einstieg“,
sondern:
„Wo ist der Markt im Ungleichgewicht,
und wo versucht er, wieder ins Gleichgewicht zu kommen?“

In trend dient Ichimoku als Rahmen, der:

  • Trendrichtung,
  • dynamische Unterstützung/Widerstand,
  • und eine einfache Zeitebene

kombiniert.
In ichimoku wird daraus die Basis für
Breakout-, Pullback- und Trendfolge-Strategien.


Die folgende Grafik zeigt auf einen Blick:

  • Tenkan- und Kijun-Linie,
  • die Wolke (Senkou Span A/B),
  • sowie den Chikou-Span,

und wie sie sich in

  • starken Aufwärtstrends,
  • Ranges,
  • und starken Abwärtstrends

anordnen.


1. Ichimoku-Komponenten im Überblick

Standardmäßig besteht Ichimoku aus fünf Elementen:

  1. Tenkan-sen (Conversion Line)

    • Mittelpunkt aus Hoch und Tief
      über ein kurzes Fenster (z.B. 9 Perioden),
    • repräsentiert das kurzfristige Gleichgewicht.
  2. Kijun-sen (Base Line)

    • Mittelpunkt über ein längeres Fenster (z.B. 26 Perioden),
    • fungiert als mittelfristiger Referenzpreis.
  3. Senkou Span A (Leading Span A)

    • (Tenkan + Kijun) / 2,
    • um einige Perioden nach vorne verschoben,
    • eine Grenze der Wolke.
  4. Senkou Span B (Leading Span B)

    • Mittelpunkt eines noch längeren Bereichs (z.B. 52 Perioden),
    • ebenfalls nach vorne verschoben,
    • die andere Wolkengrenze.
  5. Chikou-Span (Lagging Span)

    • aktueller Schlusskurs, nach hinten verschoben,
    • zeigt, wo der heutige Preis im Vergleich zu früheren Strukturen liegt.

Tenkan und Kijun ähneln den kurz- und mittelfristigen MAs aus
ma,
verwenden aber Hoch/Tief-Mittelpunkte statt Schlusskurs-Durchschnitte.

Die Wolke projiziert zukünftige Unterstützungs-/Widerstandszonen
und Gleichgewicht,
während der Chikou-Span die Perspektive aus
timeframes
in eine einzige Linie komprimiert.


2. Tenkan- und Kijun-Linie: kurzfristiges und mittelfristiges Gleichgewicht

2-1. Tenkan-sen

  • kurzfristiger Mittelpunkt aus Hoch/Tief,
  • Kurs über Tenkan → kurzfristig bullische Dominanz,
  • Kurs unter Tenkan → kurzfristig bärische Dominanz.

Tenkan dreht relativ schnell und:

  • kreuzt den Kurs häufig,
  • zeigt den kurzfristigen Rhythmus.

2-2. Kijun-sen

  • längerfristiger Mittelpunkt,
  • Kurs über Kijun → mittelfristig bullischer Bias,
  • Kurs unter Kijun → mittelfristig bärischer Bias.

Kijun dient oft als Trendrückgrat ähnlich einem mittleren MA:

  • Rücksetzer zum Kijun, die dort Unterstützung finden
    und mit Price Action aus candles
    wieder drehen, können Wiedereinstiegspunkte sein.

Die Grafik unten stellt gegenüber:

  • links: einen Aufwärtstrend mit geordneter, aufwärts gerichteter Tenkan-/Kijun-Struktur,
  • rechts: eine Range, in der sich beide Linien ständig mit dem Kurs kreuzen.

3. Die Wolke: projizierte Unterstützung, Widerstand und Gleichgewicht

Die Wolke (Kumo) entsteht aus Senkou Span A und B.

3-1. Wolkenrichtung und Trend

  • Bullische Wolke:
    Span A über Span B, Wolke steigt an.
  • Bärische Wolke:
    Span A unter Span B, Wolke fällt.

Kurs:

  • über der Wolke → Trend meist aufwärts,
  • unter der Wolke → Trend meist abwärts,
  • in der Wolke → oft Range/Gleichgewichtsbereich
    im Sinne von s-r.

3-2. Wolkendicke: Stärke und Unsicherheit

  • Dicke Wolke

    • bündelt viele vergangene Kämpfe in einer Zone,
    • agiert oft als stärkere Unterstützung/Widerstand,
    • wird eher mehrfach getestet als klar durchbrochen.
  • Dünne Wolke

    • zeigt Bereiche schneller Gleichgewichtswechsel,
    • anfälliger für Breakouts und Fakeouts.

Die folgende Grafik zeigt:

  • links: einen Aufwärtstrend, in dem der Kurs über einer dicken bullischen Wolke läuft
    und diese als dynamische Unterstützung nutzt,
  • rechts: eine dünne Wolke, in deren Nähe
    ein kurzer Ausbruch und anschließender Rückfall (Fakeout) auftritt.

4. Chikou-Span: heutiger Preis in der gestrigen Struktur

Der Chikou-Span ist der aktuelle Schlusskurs, nach hinten verschoben.

Er beantwortet:

„Wenn ich den heutigen Preis in die Vergangenheit setze,
liegt er über oder unter der damaligen Struktur?“

Interpretation:

  • Chikou über dem damaligen Kurs
    → bullische Strukturdominanz.
  • Chikou unter dem damaligen Kurs
    → bärische Strukturdominanz.
  • Chikou im Kursgewirr
    → Range bzw. noisiger Markt
    (swing-vs-correction).

Die Grafik unten vergleicht:

  • links: einen starken Aufwärtstrend, in dem Chikou
    klar über vergangenem Kurs und Wolke bleibt,
  • rechts: eine Range, in der Chikou immer wieder
    mit alten Kerzen kollidiert.

5. Drei Marktregime durch die Ichimoku-Linse

Mit Ichimoku auf dem Chart ist ein erster Schritt,
das Marktumfeld in drei Regime einzuordnen.

5-1. Starker Aufwärtstrend

Häufig mit:

  • Kurs über der Wolke,
  • klar bullischer, ausreichend dicker Wolke,
  • Tenkan über Kijun, beide über der Wolke,
  • Chikou über altem Kurs und Wolke.

In diesem Umfeld:

  • dienen Kijun und MAs aus ma
    als Referenz für Pullbacks,
  • und part-1~4
    liefern Signale für Wiedereinstiege.

5-2. Range / Gleichgewicht

Typisch:

  • Kurs in der Wolke,
  • dünne, häufig drehende Wolke,
  • Tenkan, Kijun und Chikou
    liegen oft im selben Kursbereich.

Hier bietet es sich eher an,
Strukturen wie double-top-bottom
an Range-Grenzen zu betrachten,
statt auf Trendfolge zu setzen.

5-3. Starker Abwärtstrend

Spiegelbild des Aufwärtstrends:

  • Kurs unter der Wolke,
  • bärische, ausreichend dicke Wolke,
  • Tenkan unter Kijun, beide unter der Wolke,
  • Chikou unter altem Kurs und Wolke.

Rückläufe in Richtung Wolke oder Kijun
können Short-Wiedereinstiege ermöglichen.


Die nächste Grafik stellt:

  • eine bullische Ichimoku-Struktur,
  • eine Range-Struktur,
  • und eine bärische Struktur

nebeneinander.


6. Häufige Fehler bei der Nutzung von Ichimoku

  1. Zu viele Bedingungen für einen Einstieg

    • Fünf gleichzeitig erfüllte Ichimoku-Regeln
      lassen nur wenige Trades zu – oft zu spät.
  2. Ichimoku auf jeden Markt und Timeframe erzwingen

    • Sehr ruhige oder illiquide Märkte,
    • langfristige Seitwärtsphasen
      können Ichimoku zu einem langsam reagierenden Filter machen.
  3. Nur auf die Wolke schauen und Price Action ignorieren

    • Wer Wolkenfarbe/-position ohne
      candles und patterns liest,
      tradet eher den Indikator als den Markt.
  4. Wolke ohne Risikomanagement „glauben“

    • Eine dicke Wolke ist kein unzerstörbarer Level.
    • risk-management – Positionsgröße, Stop-Distanz,
      Maximalrisiko – bleibt immer priorisiert.

7. Praktische Ichimoku-Checkliste

Mit Ichimoku auf dem Chart:

  1. Liegt der Kurs über, in oder unter der Wolke?
  2. Ist die Wolke eher bullisch, bärisch oder verdreht/dünn?
  3. Wie sind Tenkan und Kijun ausgerichtet,
    und wie weit sind sie vom Kurs entfernt?
  4. Wo befindet sich Chikou relativ zu früherem Kurs und Wolke?
  5. Falls ich handle:
    Passen Stop, Ziel und Positionsgröße
    zu meinem Plan in risk-management?

Gemeinsam mit:

bietet Ichimoku eine reichere Sicht auf
Trendstruktur und Gleichgewicht.

In ichimoku
übersetzen wir diesen Rahmen in konkrete
Breakout- und Pullback-Regeln
immer mit der Frage:

„Wie fasst dieses Werkzeug die Marktstruktur zusammen?“
und nicht:
„Welches Indikator-Signal kommt als nächstes?“