Parabolic SAR Grundlagen: Trendfolge und gestaffelte Trailing Stops
In diesem Kapitel geht es um Parabolic SAR (PSAR).
Statt: „Punktseite gewechselt → jetzt drehen“,
betrachten wir PSAR als Werkzeug, das:
- die Trendrichtung visualisiert und
- mechanische Trailing Stops im Rahmen von
risk-management unterstützt.
Die folgende Grafik zeigt:
- links: PSAR-Punkte unter dem Preis im Aufwärtstrend,
- rechts: PSAR-Punkte über dem Preis im Abwärtstrend.
1. Grundstruktur von Parabolic SAR
PSAR verwendet jüngste Hochs/Tiefs und einen
Acceleration Factor (AF), um eine Folge von Punkten zu berechnen:
-
Im Aufwärtstrend
- Punkte erscheinen unter dem Preis,
- mit neuen Hochs bewegen sich die Punkte beschleunigt nach oben
und näher an den Preis.
-
Im Abwärtstrend
- Punkte erscheinen über dem Preis,
- mit neuen Tiefs bewegen sich die Punkte beschleunigt nach unten
und näher an den Preis.
Kreuzt der Preis den PSAR vollständig:
- im Aufwärtstrend → Punkte springen nach oben,
- im Abwärtstrend → Punkte springen nach unten,
was auf eine mögliche Trenderschöpfung oder -wende hindeutet.
2. Acceleration Factor und Empfindlichkeit
Auf den meisten Plattformen finden Sie Einstellungen wie:
- Standard-AF: 0,02
- maximaler AF: 0,2
Die Auswirkungen:
- hoher AF → Punkte jagen den Preis aggressiver,
führen schneller zu Richtungswechseln, sind aber empfindlicher für Rauschen, - niedriger AF → Punkte reagieren träger,
Trendwechsel werden später angezeigt, dafür weniger Whipsaws.
Es gibt keinen universell besten Wert;
entscheidend sind:
- Volatilität des Marktes,
- verwendeter Timeframe,
- Ihre Toleranz gegenüber Whipsaws vs. Verzögerung.
Die Grafik unten vergleicht:
- links: konservativen PSAR mit kleinerem AF,
bei dem die Punkte weiter entfernt vom Preis liegen, - rechts: aggressiven PSAR mit größerem AF,
bei dem die Punkte enger am Preis verlaufen.
3. PSAR als Trendfilter und Trailing-Stop-Werkzeug
In der Praxis wird PSAR häufig zweifach genutzt:
-
Trendrichtungs-Filter
- Punkte unter dem Preis → bullischer Bias,
- Punkte über dem Preis → bärischer Bias.
-
Gestaffelter Trailing Stop
- Long: Einstieg, während Punkte unter dem Preis liegen,
Stop wird mit den Punkten nachgezogen. - Short: Einstieg, während Punkte über dem Preis liegen,
Stop wird entsprechend nach unten nachgezogen.
- Long: Einstieg, während Punkte unter dem Preis liegen,
In Kombination mit:
kann ein PSAR-Flip an einem Schlüssellevel
auf eine Trendumschlagszone hinweisen.
4. Kombination von PSAR und gleitenden Durchschnitten
PSAR alleine als Einstiegs-/Ausstiegssystem zu verwenden,
ist meist zu aggressiv.
Deutlich robuster ist die Kombination mit
/트레이딩/indicators/trend/ma.
Beispiel:
- eine längerfristige MA steigt nach oben,
- der Preis notiert über dieser MA,
- PSAR-Punkte liegen konsistent unter dem Preis,
→ das Umfeld kann als bullisches Trendregime gelesen werden.
Innerhalb dieses Regimes:
- Rücksetzer in Unterstützungsbereiche aus s-r,
- ergänzt durch Umkehrmuster aus candles,
- bei weiterhin unterhalb liegendem PSAR,
können als Trendfolge-Long-Setups dienen,
wobei PSAR als Trailing-Stop-Leiter fungiert.
Bärische Szenarien sind spiegelbildlich.
Die nächste Grafik zeigt:
- oben: Preis über einer aufwärts gerichteten langfristigen MA,
- unten: PSAR-Punkte, die eine treppenförmige Stopstruktur vorgeben.
5. PSAR in Ranges: Häufige Flips und Fehlsignale
Wie in dmi-adx beschrieben,
verlieren die meisten Trendindikatoren im Seitwärtsmarkt an Aussagekraft,
und PSAR bildet hier keine Ausnahme.
In einem Range-Umfeld sehen Sie oft:
- häufige Wechsel der PSAR-Punkte über/unter dem Preis,
- volume mit abnehmendem,
richtungslosen Volumen.
Wer jede PSAR-Umkehr als Trade interpretiert,
riskiert:
- hohe Gebühren und Slippage,
- eine Serie kleiner, aber lästiger Verluste.
Die Grafik vergleicht:
- links: klaren Trend mit wenigen PSAR-Flips,
- rechts: Range mit ständigen Flips und Fehlsignalen.
6. Häufige Fehler beim Einsatz von PSAR
-
PSAR-Flips als primäre Einstiegssignale verwenden
- „Punkte haben die Seite gewechselt, also Position drehen“
ist vor allem in Ranges gefährlich. - PSAR eignet sich besser als Trailing-Stop-orientierte Exit-Logik
als als alleiniger Einstiegsfilter.
- „Punkte haben die Seite gewechselt, also Position drehen“
-
AF nicht an Markt und Timeframe anpassen
- Standardwerte können für manche Märkte zu schnell,
für andere zu langsam sein. - Ein Blick in die Historie hilft, sinnvolle Kombinationen
für das eigene Setup zu finden.
- Standardwerte können für manche Märkte zu schnell,
-
Preisstruktur und s-r ignorieren
- PSAR-Flip an einem Monats-/Wochenlevel
hat ein anderes Gewicht als ein Flip im „Niemandsland“.
- PSAR-Flip an einem Monats-/Wochenlevel
-
Positionsaufbau ohne risk-management
- „Punkte sind noch unter dem Preis, also nachkaufen“
kann bei einer echten Trendumkehr zu übergroßen Verlusten führen. - Positionsgröße und Nachkäufe sollten immer
aus dem Gesamt-Risikoplan abgeleitet werden.
- „Punkte sind noch unter dem Preis, also nachkaufen“
7. Praktische PSAR-Checkliste
Mit PSAR auf dem Chart:
-
Liegen die Punkte über oder unter dem Preis?
- passt das zur Richtung von ma
und zur übergeordneten Struktur?
- passt das zur Richtung von ma
-
Wo traten die letzten Flips auf?
- in der Nähe von Levels aus s-r
oder mitten im Rauschen?
- in der Nähe von Levels aus s-r
-
Nutze ich PSAR explizit als Trailing Stop?
- und harmoniert das mit
stop-loss und meiner R-Multiple-Logik?
- und harmoniert das mit
-
Ist der AF für diesen Timeframe angemessen?
- zu empfindlich (zu viele Flips)?
- zu träge (kaum Reaktion)?
-
Erzählen PSAR, andere Trendindikatoren (z.B. DMI/ADX)
und patterns dieselbe Geschichte?
In Kombination mit:
- ma,
- dmi-adx,
- und den Grundlagen aus chart-basics,
wird PSAR zu einem hilfreichen Werkzeug, um zu beantworten:
„Wie weit begleite ich diesen Trend
und ab welchem Punkt akzeptiere ich,
dass er wahrscheinlich vorbei ist?“