ADR: Average Daily Range für Tagesziele, Stops und Verlustlimits nutzen
In diesem Abschnitt geht es um ADR (Average Daily Range).
Wenn ATR die typische Bewegung pro Kerze auf einem Timeframe misst,
dann beantwortet ADR die Frage:
„Wie weit bewegt sich dieser Markt
im Durchschnitt pro Tag (im Tageschart)?“
Mit dieser Perspektive hilft ADR dabei:
- realistische Tagesziele für Daytrades zu setzen,
- zu vermeiden, dass Sie Bewegungen hinterherlaufen,
nachdem ein Großteil der Tagesrange bereits gelaufen ist, und - in /trading/risk-management
tägliche Verlustlimits abzuleiten.
Die folgende Grafik zeigt:
- oben: die High–Low-Spannen der letzten Tage und ihren Durchschnitt (ADR),
- unten: wie viel Prozent der ADR
die heutige Tagesbewegung bereits verbraucht hat.
So können Sie schnell einschätzen:
- „Ist heute noch ein kleiner Range-Tag relativ zur ADR?“ oder
- „Ist der Markt bereits stark überdehnt im Vergleich zur durchschnittlichen Tagesrange?“
1. Was ist ADR? – Average Daily Range
ADR wird typischerweise so berechnet:
- Für jede Tageskerze: High − Low = Tagesrange.
- Die Tagesrange der letzten N Tage
(z.B. 14 oder 20) wird gemittelt.
Damit sagt ADR aus:
„In den letzten N Tagen
bewegte sich der Markt pro Tag im Schnitt etwa so weit.“
Verglichen mit einem Daily ATR:
- beide messen im Kern Tagesvolatilität,
- ATR verwendet oft eine True-Range-Definition (inklusive Gaps),
- ADR ist meist als einfache High–Low-Durchschnittsrange definiert.
In der Praxis ist der genaue Unterschied weniger wichtig als:
- ADR als grobe Basislinie für die Tagesbewegung
in die Planung von Intraday-Trades einzubeziehen.
2. ATR vs ADR: unterschiedliche Einsatzfelder
Kurz zusammengefasst:
-
ATR
→ typische Bewegung pro Kerze auf einem bestimmten Timeframe. -
ADR
→ typische Bewegung pro Tag im Tageschart.
Die Einsatzschwerpunkte sind daher verschieden:
- ATR:
- wie in /trading/indicators/volatility/atr
ideal zur Berechnung von Stopdistanz und Positionsgröße.
- wie in /trading/indicators/volatility/atr
- ADR:
- hilft zu beurteilen, ob
- Tagesziele realistisch sind und
- ein geplanter Trade spät in eine bereits weit gelaufene Bewegung hinein erfolgt.
- hilft zu beurteilen, ob
Beide ergänzen sich als zwei unterschiedliche „Volatilitätslineale“.
3. Mit ADR realistische Tagesziele setzen
Ein typischer Fehler ist:
- für alle Märkte die gleiche prozentuale Zielgröße zu verwenden oder
- an Tagen mit bereits großen Bewegungen
noch größere zusätzliche Moves zu erwarten.
Mit ADR können Sie prüfen:
„Wie groß ist die durchschnittliche Tagesbewegung
dieses Marktes in letzter Zeit?“
Beispiel:
- ADR der letzten 20 Tage = 3 %,
- heute hat der Kurs bereits früh im Handel 2,5 % zurückgelegt.
Zu erwarten, dass zusätzlich noch +5 % kommen,
ist statistisch ziemlich aggressiv.
Umgekehrt:
- wenn der Markt bisher nur 0,5 % gelaufen ist
- und ADR um 3 % liegt,
ist ein größerer Intraday-Swing plausibler,
weil ein Großteil der typischen Tagesrange noch offen ist.
Natürlich gibt es:
- trendstarke Tage, die ADR deutlich überschreiten, und
- ruhige Tage, die weit darunter bleiben.
ADR sagt nicht voraus, welcher Fall eintritt,
sondern hilft, Erwartungen an reale Durchschnittswerte zu koppeln.
4. ADR und tägliche Verlust- / Risikolimits
In /trading/risk-management
geht es u.a. um tägliche Verlustlimits.
ADR ist hilfreich, um diese Limits
an die tatsächliche Aktivität des Marktes zu knüpfen.
Mögliche Ideen:
-
Frühe Handelsphase – weniger als 30 % der ADR verbraucht
- Der Großteil der Tagesrange ist noch ungenutzt.
- Gute Setups können mit normalem Risiko gehandelt werden.
-
80–100 % der ADR bereits erreicht
- Der Markt hat schon ungefähr eine typische Tagesrange absolviert.
- Neue Trends sind möglich,
aber Überdehnung und Gewinnmitnahmen werden wahrscheinlicher. - In dieser Phase kann es sinnvoll sein:
- neue Einstiege selektiver zu wählen,
- Verluste enger zu begrenzen und
- bei Annäherung an das tägliche Verlustlimit
den Handel für den Tag zu beenden.
-
Tage mit 150 % und mehr der ADR
- Oft getrieben von Nachrichten oder Events.
- Können große Chancen bieten,
aber auch Tage sein, an denen man leicht überhebelt. - Hier ist oft sinnvoll:
- Risiko bewusst zu reduzieren und
- in Kauf zu nehmen, auch einmal keine große Bewegung mitzunehmen.
5. ADR im Intraday-Trading: „Wie viel ist heute schon gelaufen?“
Für Daytrader beantwortet ADR die Frage:
„Wie viel einer typischen Tagesbewegung
ist heute bereits passiert?“
Das ist vor allem in folgenden Situationen relevant:
-
Später Handel, 100 % der ADR verbraucht,
und trotzdem Breakouts hinterherlaufen- Statistisch steigt die Wahrscheinlichkeit von Fehlausbrüchen
nach einer vollen ADR-Bewegung. - Solche Situationen überschneiden sich häufig mit
Failure-Patterns aus
/trading/patterns/failure.
- Statistisch steigt die Wahrscheinlichkeit von Fehlausbrüchen
-
Früher Handel, erst 20–30 % der ADR verbraucht,
aber sehr aggressive Tagesziele- Der Markt befindet sich womöglich noch in einer Phase geringer Information.
- In so einer Phase ist es oft besser:
- kleinere Scalps zu handeln oder
- zuerst die Struktur auf höheren Timeframes zu prüfen
(siehe /trading/chart-basics/timeframes),
bevor das Risiko erhöht wird.
-
Annäherung an wichtige Tageslevels bei 80 %+ ADR
- Wenn der Kurs in der Nähe wichtiger Support-/Resistance-Zonen liegt
(siehe /trading/chart-basics/s-r) - und bereits ein Großteil der ADR aufgebraucht ist,
- sollte man immer reflektieren,
wie viel Raum für eine Fortsetzung realistisch bleibt.
- Wenn der Kurs in der Nähe wichtiger Support-/Resistance-Zonen liegt
6. ADR, Volumen und Volatilitätsexpansion
ADR ist ein historischer Durchschnitt,
die aktuelle Tagesrange schwankt um diesen Wert.
In Kombination mit:
- Volumenmustern aus
/trading/chart-basics/volume und - Volatilitäts-Squeezes/Expansions aus
/trading/indicators/volatility/bollinger-bands
lässt sich unterscheiden:
- ob es sich um einen normalen Tag im Rahmen der Durchschnittsvolatilität handelt oder
- ob es ein außergewöhnlicher Trend- oder Event-Tag ist.
Beispiel:
- ADR der letzten Zeit = 2 %,
- heutige Bewegung liegt bereits bei 3 %,
- Volumen deutlich über dem Durchschnitt.
Das spricht eher für einen ungewöhnlichen Tag,
und die Vorgaben aus
/trading/risk-management
sollten entsprechend konservativ angewendet werden.
7. Praktischer ADR-Check
Bei der Planung von Daytrades oder kurzfristigen Positionen
hilft ein kurzer ADR-Check:
-
Wie hoch ist die aktuelle ADR?
- Ist die typische Tagesrange dieses Marktes
im Vergleich zu anderen groß oder klein?
- Ist die typische Tagesrange dieses Marktes
-
Wie viel Prozent der ADR sind heute bereits gelaufen?
- 20–30 % zu Beginn des Tages oder
- schon 80–100 %+ gegen Ende?
-
Sind meine Ziele/Stops realistisch im Verhältnis zur ADR?
- Fordere ich eine Bewegung von 2–3× ADR an einem Tag?
- Passt die Stopdistanz, umgerechnet als Anteil an der ADR,
zu /trading/risk-management?
-
Wie hängen meine Tagesverlustlimits mit ADR zusammen?
- Z.B.: „Wenn der Großteil der ADR verbraucht ist
und ich nahe am Tagesverlustlimit bin, beende ich den Handel.“
- Z.B.: „Wenn der Großteil der ADR verbraucht ist
-
Kombiniere ich ADR mit ATR und weiteren Tools?
- ATR für Stops und Positionsgrößen pro Kerze
(siehe /trading/indicators/volatility/atr), - ADR für Tagesziele und Verlustgrenzen.
- ATR für Stops und Positionsgrößen pro Kerze
Kurz gesagt, ADR ist:
„ein Lineal dafür,
wie weit sich ein Markt typischerweise pro Tag bewegt“.
Mit diesem Lineal können Sie:
- Ziele und Stops an die Marktcharakteristik anpassen und
- tägliche Risikogrenzen definieren,
die zur tatsächlichen Volatilität passen statt zu zufälligen Zahlen.