Risiko-Ertrag & R-Multiples: Eine gemeinsame Sprache für Handelsergebnisse
Dies ist der erste Schritt in der
Risikomanagement-Serie:
das Verständnis von Risiko-Ertrag (Risk-Reward) und R-Multiples.
Der gleiche „+100 USD“ Gewinn kann bedeuten:
- +1% auf einem Konto,
- +0,1% auf einem anderen,
- oder ein glückliches Entkommen aus einer überdimensionierten gehebelten Wette.
Aus diesem Grund kümmern sich professionelle Trader weniger darum:
- „Wie viele Dollar habe ich bei diesem Trade verdient?“
und mehr darum:
- „Wie viele R habe ich bei diesem Trade verdient oder verloren?“
1. Warum in R statt in rohen Dollar denken?
Roher PnL (Profit and Loss) hat zwei große Probleme:
- seine Bedeutung ändert sich vollständig mit der Kontogröße, und
- er verbirgt, wie viel Risiko Sie tatsächlich eingegangen sind
(weite vs. enge Stops, Hebelwirkung usw.).
Beispiel:
- Trader A: 10.000 USD Konto, riskiert 1% (100 USD) pro Trade.
- Trader B: 100.000 USD Konto, riskiert 0,25% (250 USD) pro Trade.
Wenn beide +500 USD machen:
- A: +5R (+500 / 100)
- B: +2R (+500 / 250)
Die Qualität der Strategie hinter diesen Ergebnissen ist nicht dieselbe.
Durch die Verwendung von R-Multiples:
- können Sie Strategien
über verschiedene Kontogrößen und Währungen hinweg vergleichen, - erhalten Sie eine gemeinsame Sprache für Risiko und Ergebnis.
2. Definition von 1R: Festlegung des kontobasierten Risikos
Zuerst definieren wir 1R so:
1R = der maximale Verlust, den Sie
bei einem einzelnen Trade zulassen
Beispiel:
- Konto: 10.000 USD
- Max. Risiko pro Trade: 1% des Kontos
→ 1R = 100 USD
Für jeden Trade wählen Sie dann:
- einen Stop-Abstand auf dem Chart, und
- eine Positionsgröße, so dass
wenn der Stop getroffen wird, Sie genau 1R verlieren.
(Wir gehen tiefer darauf ein in Positionsgröße.)
Schlüsselidee:
- 1R ist kein Strategieparameter;
es ist ein Sicherheitsstandard für Ihr Konto. - Sie können Strategien oder Märkte ändern,
aber Ihre Grundregel von
„Ich bin einverstanden damit, so viel pro Trade zu riskieren“
sollte nicht wild schwanken.
3. Beispiel: Ausdrücken von Stops und Zielen in R
Lassen Sie uns ein einfaches Long-Beispiel verwenden.
- Konto: 10.000 USD
- 1R: 100 USD (1% des Kontos)
- BTC Einstieg: 20.000 USD
- Stop: 19.800 USD (−200 USD pro BTC)
Hier:
- Risiko pro Coin: 200 USD
- um das Risiko bei 100 USD (1R) zu halten,
→ nehmen Sie eine Position von 0,5 BTC ein.
Wenn der Stop getroffen wird:
- Verlust = 200 × 0,5 = 100 USD = −1R
Setzen Sie nun Ziele:
- Ziel 1: 20.400 USD (+400 pro BTC)
- Gewinn = 400 × 0,5 = 200 USD = +2R
- Ziel 2: 20.600 USD (+600 pro BTC)
- Gewinn = 600 × 0,5 = 300 USD = +3R
Also ist dieser Trade:
- −1R beim Stop,
- +2R bei Ziel 1,
- +3R bei Ziel 2.
Sobald Trades in R ausgedrückt werden:
- können Sie fragen:
„Ist diese Risiko-Ertrags-Struktur vernünftig?“
„Welche Gewinnrate benötigt dies,
um im Laufe der Zeit Sinn zu machen?“
4. Protokollierung der Strategieleistung in R
Wenn Sie ein Trading-Tagebuch führen,
ist es sehr nützlich, immer Folgendes aufzuzeichnen:
- Einstiegs-, Stop- und Zielpreise
- Tatsächlicher PnL in Währung
- Ergebnis in R (z.B. −1R, +2R, +0,7R)
- Ob Sie Ihren Regeln gefolgt sind oder nicht
Beispiel: Ergebnisse für 10 Trades:
- −1R, −1R, +2R, +0,5R, −0,8R, +1,5R, +3R, −1R, +0,2R, +1R
Summe:
- (+2 + 0,5 − 0,8 + 1,5 + 3 − 1 + 0,2 + 1 − 1 − 1)R
= +4,4R
Wenn 1R = 100 USD → +440 USD.
Später, wenn Ihr Konto auf 20.000 USD wächst,
könnte 1R zu 200 USD werden,
aber das System ist immer noch:
„ungefähr +4,4R pro 10 Trades im Durchschnitt“
Sie können Strategien auf einer normalisierten Skala vergleichen,
nicht nur in rohen Dollar.
5. Verständnis von Gewinnrate und R/R zusammen
Die meisten Trader fragen:
„Welche Gewinnrate sollte ich anstreben?“
Aber die Gewinnrate allein reicht nicht aus.
Beispiel:
- Strategie A: Gewinnrate 70%, durchschn. Gewinn +1R, durchschn. Verlust −1R
- Strategie B: Gewinnrate 40%, durchschn. Gewinn +3R, durchschn. Verlust −1R
Über 10 Trades:
- A: (7 × +1R) + (3 × −1R) = +4R
- B: (4 × +3R) + (6 × −1R) = +6R
Allein aufgrund der Gewinnrate sieht A besser aus.
Sobald Sie Risiko-Ertrag einbeziehen,
kann B den höheren Erwartungswert haben.
Im realen Handel sollten Sie Folgendes berücksichtigen:
- Gewinnrate,
- durchschnittliches R (Ihre R/R-Struktur),
- und ob diese Kombination zu Ihrer Psychologie passt.
Ihre Toleranz für Verluststrähnen
hängt direkt mit
Verlustpsychologie
und Drawdown zusammen.
6. Häufige Fallen in der realen Welt
6-1. Kleine Gewinne, große Verluste
Ein klassisches Muster:
- Gewinne schnell mitnehmen (+0,3R, +0,5R),
- aber Verluste auf −3R, −5R anwachsen lassen.
Wenn Sie das zusammenrechnen:
- 5 Gewinne × +0,5R = +2,5R
- 1 Verlust × −5R = −5R
→ Netto = −2,5R (Konto schrumpft).
Trader mit diesem Muster sagen oft:
- „Meine Gewinnrate ist hoch,
aber mein Konto wächst nicht.“
Das Kernproblem ist, dass
Risiko-Ertrag auf dem Kopf steht.
6-2. Inkonsistentes 1R von Trade zu Trade
Ein weiteres häufiges Problem:
- manche Trades riskieren 0,5% des Kontos,
- manche Trades riskieren 5% oder mehr.
Also bedeutet „−1R“ jedes Mal etwas anderes
in Bezug auf den Kontoschaden.
Besser:
- definieren Sie eine klare Regel in
Positionsgröße
für „Risiko pro Trade = x% des Kontos“, - halten Sie 1R über Trades hinweg konsistent.
6-3. Beurteilung von Strategien nach „Gefühl“ statt nach R
Ohne R-basierte Aufzeichnungen ist es leicht zu sagen:
- „Diese Strategie fühlt sich in letzter Zeit nicht gut an.“
- „Dieses Signal fühlt sich stark an.“
Aber das bedeutet oft,
dass Sie nur auf eine Handvoll aktueller Trades reagieren.
Durch das Protokollieren in R können Sie sehen:
- Gesamt-R über 50–100 Trades,
- durchschnittliches R,
- schlimmste Verluststrähne in R,
und diese Zahlen beim Entwerfen von:
- Maximaler Verlust,
- Drawdown verwenden.
7. Zwei kleine Übungen nach dem Lesen dieses Artikels
Wenn Sie dies konkret machen wollen,
versuchen Sie diese zwei Schritte:
-
Definieren Sie Ihr persönliches 1R in Zahlen
- „Wie viel % meines aktuellen Kontos
bin ich bereit, pro Trade zu riskieren?“ - Rechnen Sie das in Dollar um:
„Mein 1R ist X USD.“
- „Wie viel % meines aktuellen Kontos
-
Schreiben Sie Ihre letzten 20 Trades in R um
- verwenden Sie Einstieg, Stop und Positionsgröße,
um das R-Ergebnis jedes Trades zu berechnen, - berechnen Sie Ihr durchschnittliches R,
den größten Verlust in R und den größten Gewinn in R.
- verwenden Sie Einstieg, Stop und Positionsgröße,
Sobald Sie in R und Risiko-Ertrag denken:
wechseln Sie von
„Wie viel habe ich bei diesem Trade verdient?“
zu
„Ist meine Strategiestruktur gesund?“
In den nächsten Artikeln:
werden wir diesen R-Rahmen
mit praktischen Regeln für Stops, Ziele
und Positionsgrößen in Ihrem täglichen Handel verbinden.