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Walhandel

Positionsgröße: So berechnen Sie die Stückzahl innerhalb Ihres Risiko-Limits

In risk-reward
haben wir 1R (max. Verlust pro Trade) definiert.

  • Konto: 10.000 USD
  • Maximaler Verlust pro Trade: 1 % des Kontos

1R = 100 USD

In diesem Beitrag machen wir aus 1R:

„Wie viele Einheiten darf ich konkret kaufen oder verkaufen?“

—also eine konkrete Positionsgröße.


1. Warum die Positionsgröße so entscheidend ist

Stellen Sie sich zwei Trader vor:

  • beide mit 10.000 USD auf dem Konto,
  • beide mit ähnlichen Einstiegen und Stopps.

Aber:

  • Trader A riskiert 1 % pro Trade (1R),
  • Trader B riskiert 5 % pro Trade.

Mit derselben Strategie:

  • kann B nach 4–5 Verlusttrades
    bereits 20 % oder mehr des Kontos verlieren,
  • während A deutlich länger im Spiel bleibt.

Selbst mit denselben Setups:

ist die Positionsgröße oft der Unterschied
zwischen Überleben und Kontoschaden.

Deshalb bestimmen Profis ihre Stückzahl nicht „aus dem Bauch heraus“, sondern:

„Ich habe 1R = X USD.
Mit diesem Betrag und dem Abstand bis zum Stopp
berechne ich die passende Positionsgröße.“


2. Die Bausteine: Konto, 1R, Stoppabstand

Für die Positionsgrößen-Berechnung brauchen wir drei Bausteine:

  1. Kontogröße

    • Kapital, mit dem Sie aktuell handeln (z. B. 10.000 USD).
  2. Risikoprozent pro Trade (Risk %)

  3. Preisabstand zwischen Einstieg und Stopp

    • Long: Einstieg − Stopp
    • Short: Stopp − Einstieg
    • wir denken in einem positiven Wert für die Rechnung.

Daraus ergibt sich:

Positionsgröße = (Konto × Risikoprozent) ÷ (Stoppabstand)

Schauen wir uns zuerst ein Spot-Beispiel an.


3. Spot-Beispiel: Positionsgröße berechnen

Angenommen:

  • Konto: 10.000 USD
  • Risiko pro Trade: 1 % (→ 1R = 100 USD)
  • Instrument: BTC
  • Long-Einstieg: 20.000 USD
  • Stopp: 19.800 USD

3-1. Stoppabstand

Für einen Long:

  • Stoppabstand = Einstieg − Stopp

Also:

  • 20.000 − 19.800 = 200 USD

Halten Sie 1 BTC:

  • verlieren Sie bei Stopp-Hit 200 USD.

3-2. Positionsgröße

Wir wollen bei Stopp-Hit maximal 1R = 100 USD verlieren.

Positionsgröße = (erlaubter Verlust) ÷ (Verlust pro 1 BTC)

  • erlaubter Verlust = 100 USD
  • Verlust pro 1 BTC = 200 USD

→ Positionsgröße = 100 ÷ 200 = 0,5 BTC

Damit gilt:

  • Stopp: 200 × 0,5 = 100 USD Verlust = −1R
  • Ziele können im Stil von
    risk-reward
    bei +2R, +3R usw. gesetzt werden.

4. Positionsgröße im Futures-/Hebelhandel

Hebel (Leverage) in Futures und Margin-Handel
führt oft zu Verwirrung.

Fokus auf einen Punkt:

Hebel verringert zwar den notwendigen Margin,
aber ändert 1R nicht
(den maximalen Verlust pro Trade).

Im Beispiel mit 0,5 BTC:

  • die benötigte Margin hängt vom Hebel ab,
  • aber der Stopp bedeutet weiterhin
    200 USD × 0,5 = 100 USD Verlust.

D. h.:

  • berechnen Sie die Positionsgröße immer gleich,
    zunächst ohne auf den Hebel zu schauen.
  • Hebel beantwortet erst danach die Frage:
    „Wieviel Margin brauche ich,
    um diese Positionsgröße zu halten?“

Hebel ist kein Werkzeug, um Trades künstlich zu vergrößern,
sondern um dieselbe Positionsgröße
mit weniger gebundenem Kapital zu führen.

(Die Hebelrisiken betrachten wir später in
max-loss
und drawdown.)


5. Gleiche Formel für verschiedene Märkte und Währungen

Krypto, FX, Aktien, unterschiedliche Basiswährungen –
die Zahlen ändern sich,
aber die Struktur bleibt gleich.

  1. 1R (erlaubter Verlust)
    auf Basis des Kontos definieren.
  2. Für das gehandelte Instrument:
    • Einstiegskurs,
    • Stoppkurs,
    • ggf. Wechselkurs
      bestimmen, um den Verlust pro Einheit zu berechnen.
  3. Dann:

Positionsgröße = 1R ÷ Verlust pro 1 Einheit

In atr-sizing
werden wir „Stoppabstand“
durch eine ATR-basierte Risikogröße ersetzen,
aber die Grundstruktur bleibt identisch.


6. Häufige Fehler bei der Positionsgröße

6-1. Zuerst die Stückzahl festlegen

Typisches Muster:

  • „Ich handle diesmal einfach 1 BTC,“
  • „Ich nehme wie immer 0,1 BTC.“

Hier wird die Positionsgröße zuerst festgelegt,
und der Stopp später angepasst.

Dann:

  • kann ein weiter Stopp
    das Kontorisiko (in R) stark erhöhen,
  • und die 1R-Regel aus
    risk-reward
    wird unbemerkt gebrochen.

Besser ist die Reihenfolge:

  1. 1R aus der Kontogröße ableiten
  2. Einstieg und Stopp nach Chartlogik wählen
  3. passende Stückzahl ausrechnen

6-2. Den Stopp „zurechtbiegen“, um eine Wunschgröße zu halten

Der umgekehrte Fehler:

  • „Ich will unbedingt 0,5 BTC halten,“
  • „Wenn ich kleiner gehe, wirkt der Trade zu unbedeutend.“

Dann wird:

  • der Stopp zu eng gelegt, oder
  • der Stopp komplett ignoriert.

Damit brechen Sie:

  • die Struktur aus
    s-r
    und swing-vs-correction,
  • und landen oft in einem Muster
    „manchmal überlebe ich,
    aber wenn nicht, tut es richtig weh“.

6-3. Risiko nicht an veränderte Kontogröße anpassen

Wenn das Konto wächst oder schrumpft:

  • sollte sich 1R in Geld automatisch mitändern.

Beispiel:

  • 10.000 USD Konto → 1 % = 100 USD
  • 15.000 USD Konto → 1 % = 150 USD

Viele nutzen jedoch einfach den alten Dollarbetrag weiter
und entfernen sich damit von ihrem eigentlichen Risikoansatz.

Hilfreich ist:

  • regelmäßig zu überprüfen:
    „Mit meinem aktuellen Kontostand
    entspricht 1R = x % = Y USD,“

und anschließend die Positionsgröße
auf dieser Basis zu wählen.


7. Kleine Übung für den Alltag

Um das Ganze greifbarer zu machen,
können Sie zwei Dinge ausprobieren:

  1. Ihr aktuelles 1R ausrechnen

    • „Wie viel % meines Kontos
      will ich pro Trade wirklich riskieren?“
    • diesen Prozentsatz mit dem aktuellen Kontostand multiplizieren
      und 1R als konkrete Zahl notieren.
  2. Die Formel auf einen echten oder Beispiel-Trade anwenden

    Beispiel:

    • Konto: 10.000 USD
    • 1R: 1 % = 100 USD
    • BTC Long bei 20.000, Stopp bei 19.800
    • Stoppabstand: 200
    • Positionsgröße: 100 ÷ 200 = 0,5 BTC

    Wiederholen Sie das mit anderen Coins
    und unterschiedlichen Stoppabständen,
    um ein Gefühl für die Größenordnung zu bekommen.


Kurz gesagt, Positionssizing bedeutet:

1R auf Kontoebene festlegen
und daraus rückwärts berechnen,
wie viele Einheiten in dieses Risiko-Limit passen.

Wenn Sie:

  • den R-Rahmen aus
    risk-reward verwenden,
  • mit stop-loss
    Einstiege und Ausstiege planen,
  • und mit der hier beschriebenen Rechnung
    Ihre Positionsgröße bestimmen,

wird Ihr Risikomanagement
auch bei unveränderten Setups
deutlich konsistenter.

In atr-sizing
bauen wir darauf auf
und passen die Positionsgröße dynamisch
mithilfe der ATR an.