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Walhandel

Verlustpsychologie: Eigene Muster erkennen, wenn Trades schiefgehen

In risk-reward,
position-sizing,
atr-sizing,
max-loss und
drawdown haben wir:

  • Chance-Risiko-Struktur pro Trade,
  • Positionsgröße,
  • Tages-/Wochen-Maximalverluste und
  • Drawdowns auf Kontoebene

besprochen.

psychology betrachtet
die Psychologie des Marktes und der Masse.

Hier wird der Fokus enger:

„Was mache ich emotional und im Verhalten,
wenn ich einen Verlust erleide?“

Oft ist nicht der Verlust selbst das Problem,
sondern das, was wir danach tun.


1. Warum Verluste stärker weh tun als Gewinne freuen

In der Verhaltensökonomie liest man häufig:

„Ein Verlust von X fühlt sich ungefähr doppelt so stark an
wie ein Gewinn von X Freude bereitet.“

Das ist Verlustaversion.

Im Trading führt sie dazu, dass wir:

  • kleine, geplante Verluste nicht akzeptieren wollen,
  • Stopps verschieben oder entfernen
  • und aus kleinen Verlusten große machen.

Beispiel:

  • Plan: Stopp bei −1R,
  • Realität: „Noch ein kleines Stück, dann dreht es bestimmt…“
    → Stopp wird verschoben oder gelöscht,
  • Ergebnis: −2R oder −3R, Ausstieg aus Panik.

Zusätzlich entstehen Gedanken wie:

  • „Schon wieder Regeln gebrochen,“
  • „Vielleicht bin ich nicht für Trading gemacht.“

Verlustpsychologie betrifft also nicht nur PnL, sondern auch:

Ihr Selbstbild als Trader.


2. Typische Verhaltensmuster nach Verlusten

Nach Verlusten fallen viele Trader
in ähnliche Muster.

Einige der wichtigsten:

  1. Verdrängung (Denial)

    • Stopps immer weiter wegschieben,
    • Stop-Orders ganz löschen,
    • PnL und offene Positionen bewusst nicht anschauen.
  2. Revenge Trading

    • den letzten Verlust sofort wettmachen wollen,
    • Setups handeln, die man im Normalfall auslassen würde.
  3. Übermäßige Vermeidung

    • nach einem schmerzhaften Verlust
      an einem bestimmten Level oder Setup
      lange nicht mehr dort einsteigen,
    • auch dann nicht, wenn der nächste Einstieg
      regelkonform und sauber wäre.
    • man handelt dann die alte Wunde, nicht mehr das System.
  4. An „Glücksgewinnen“ festhalten

    • einmal wurden die Regeln gebrochen
      und der Trade war zufällig profitabel,
    • dieses Zufallsergebnis verstärkt das falsche Verhalten
      und man wiederholt es, bis es schiefgeht.

Verluste selbst sind unvermeidbar,
aber wir können unsere Reaktion darauf trainieren.


3. Vier besonders gefährliche Verhaltensweisen im Drawdown

Schauen wir uns konkreter an,
welche Verhaltensweisen eine normale Drawdown-Phase
leicht in ein ernstes Kontoproblem verwandeln.

3-1. Stopps umgehen: verschieben oder entfernen

  • der Kurs nähert sich dem geplanten Stopp,
  • „Nur dieses eine Mal…“ – der Stopp wird weiter weggezogen
    oder gleich gelöscht.

Wird das zur Gewohnheit:

  • bricht die 1R-Struktur aus
    risk-reward zusammen,
  • und es entsteht das klassische Muster:
    kleine Gewinne, große Verluste.

3-2. Nachkaufen ohne Plan

  • die Position läuft ins Minus,
  • es wird mehrfach nachgelegt,
    nur um den Einstandskurs zu verbessern – ohne klaren Plan.

Das unterscheidet sich von einem geplanten Scaling-in,
das im System vorgesehen ist.

Emotionales Nachkaufen:

3-3. Positionsgröße direkt nach einem Verlust erhöhen

  • „Das muss ich jetzt sofort zurückholen,“
  • nächste Position wird doppelt oder dreifach so groß gewählt.

Damit verlieren die Tages- und Wochenlimits aus
max-loss an Wirkung.

Ein einziger weiterer Fehltrade
kann dann massiven Schaden anrichten.

3-4. Gewinne zu früh schließen

Nach mehreren Verlusten denkt man schnell:

  • „Den kleinen Gewinn sichere ich lieber sofort.“

Obwohl man ursprünglich Ziele von
2R oder 3R (vgl. risk-reward) gesetzt hat,
wird viel früher ausgestiegen.

Resultat über viele Trades:

  • Verluste größer als geplant,
  • Gewinne kleiner als geplant,

und die Erwartung des Systems kippt ins Negative.


4. Eine einfache Routine für „nach einem Verlust“

Weil wir Verluste nicht verhindern können,
ist es sinnvoller, vorab festzulegen,
wie wir uns im Verlustfall verhalten.

Ein einfaches Beispiel:

  1. Auf Trade-Ebene

    • nach einem ausgestoppten Trade
      bleibt die Positionsgröße beim normalen 1R,
    • Größe wird nicht allein wegen des letzten Ergebnisses verändert.
  2. Auf Tagesebene

    • legen Sie einen täglichen Maximalverlust in R fest
      (siehe max-loss),
    • bei Erreichen dieses Limits:
      Handel für den restlichen Tag einstellen.
  3. Bei Verlustserien

    • z. B. nach 3 Verlusttrades in Folge:
    • für den Rest des Tages in den Modus
      „Nur beobachten, keine neuen Trades“ wechseln.
  4. Mentales Reset

    • nach einem Verlust nicht direkt
      in den nächsten Chart springen,
    • 5–10 Minuten aufstehen, bewegen, Wasser trinken,
    • Nervensystem kurz zur Ruhe kommen lassen.

Schon solche einfachen Regeln
reduzieren das typische Muster
des emotionalen Revenge Tradings deutlich.


5. Fragen zur Auswertung von Verlusttrades

Bei der Auswertung von Verlusttrades
hilft es, den Fokus auf Struktur statt Emotion zu legen.

Nutzen Sie z. B. folgende Checkliste:

  1. „Lag dieser Trade wirklich
    innerhalb meiner Systemregeln aus strategy/*
    ?“**

  2. „War der Stopp vorher geplant –
    z. B. nach atr-sizing
    oder s-r?“

  3. „Ist der realisierte Verlust innerhalb von 1R geblieben,
    wie in risk-reward definiert,
    oder wurde er größer?“

  4. „Habe ich potenzielle Gewinner
    aus Angst vor weiteren Verlusten
    zu früh geschlossen?“

  5. **„Ist dieser Verlust:

    • ein normaler, systemtypischer Verlust, oder
    • das Ergebnis eines Regelbruchs meinerseits?“**

Je häufiger es Fall zwei ist,
desto klarer liegt der Fokus auf
Verhaltensänderung statt System-Tuning.


6. Eine gesündere Beziehung zu Verlusten aufbauen

Mit Verlusten komplett „im Frieden“ zu sein, ist schwer,
aber man kann die Perspektive Schritt für Schritt verschieben.

  1. Verlust = Lehrgeld + Betriebskosten

    • für jedes reale Trading-Business
      sind Verluste ein Teil der laufenden Kosten,
    • solange sie im Rahmen bleiben,
      den Sie über max-loss
      und drawdown definiert haben.
  2. Ein einzelner Trade definiert Sie nicht

    • weder ein großer Gewinn
      noch ein großer Verlust sagt alles über Sie als Trader aus.
    • Entscheidend sind:
      • die Summe vieler Trades und
      • wie konsequent Sie Ihre Regeln einhalten.
  3. Prozess statt PnL benoten

    • bewerten Sie nicht nur das Tages-PnL,
    • sondern auch, wie gut Sie
      Ihre Regeln eingehalten haben
      (z. B. Skala 1–10).
    • Ein Verlusttag mit „8/10 Regel-Disziplin“
      ist trotzdem ein Fortschritt.

Kurz gesagt, Verlustpsychologie ist:

nicht die Kunst, Verluste abzuschaffen,
sondern die Kunst, Verhaltensmuster zu entwickeln,
die Konto und Psyche trotz Verlusten intakt halten.

Wenn Sie:

und diese Routinen zur Verlustpsychologie hinzufügen,
bauen Sie Schritt für Schritt ein Umfeld auf, in dem:

  • Ihr Konto Verluste überstehen kann und
  • Sie mental nicht bei jedem Verlust zusammenbrechen.