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Walhandel

Dead Cat Bounce: Trügerische Erholung nach starkem Kurssturz

In diesem Kapitel geht es um die Formation Dead Cat Bounce.

Kurz gesagt:

Eine kurze, heftige Erholung nach einem starken Einbruch,
die scheitert und in neue Tiefs übergeht.

  • Optisch wirkt sie oft wie ein Boden mit anschließender Rally,
  • sie lockt viele Dip-Käufer an,
  • und endet nicht selten als Falle für späte Long-Einstiege.

Die folgende Grafik zeigt eine vereinfachte Dead-Cat-Bounce-Struktur:

  • ① vorheriger Trend bricht, es kommt zu einem starken Abverkauf
  • ② es folgt eine schnelle, steile Erholung
  • ③ der Rebound scheitert unterhalb wichtiger Widerstände / des Bruchniveaus
  • ④ der Markt dreht wieder nach unten und markiert neue Tiefs

1. Was ist ein Dead Cat Bounce?

Ein Dead Cat Bounce verläuft typischerweise so:

  1. Scharfer Einbruch / Crash
    • ausgelöst durch Nachrichten, Liquidationen, Panik usw.
  2. Kurze, steile Erholung
    • Markt erscheint „überverkauft und günstig“,
      kombiniert mit Short-Eindeckungen,
      was einen schnellen Rebound erzeugt.
  3. Scheitern unter Schlüsselwiderständen
    • der Rebound prallt an Niveaus ab, die
      in /trading/chart-basics/s-r als
      gebrochene Unterstützungen / Startpunkt des Einbruchs gelten.
  4. Erneuter Abverkauf zu neuen Tiefs
    • Käufer aus der Erholungsphase werden ausgestoppt,
      was den Abwärtstrend fortsetzt.

Kurz gefasst:

„Ein Markt, der bereits stark gefallen ist,
wirkt kurz stabilisiert – nur um erneut deutlich zu fallen.“


2. Dead Cat Bounce vs. echte Bodenbildung

Wichtig: Nicht jede Erholung nach einem Crash ist ein Dead Cat Bounce.
In der Praxis müssen wir zwischen einem Abwärtsfortsetzungs-Muster
und einer echten Bodenbildung unterscheiden.

Die Grafik unten vergleicht:

  • links: Dead Cat Bounce mit neuen Tiefs,
  • rechts: echte Bodenbildung mit
    Doppelboden / inverse Head-and-Shoulders-Struktur.

2-1. Gemeinsamkeiten

  • Beide beginnen mit einem starken Abverkauf.
  • Beide zeigen einen schnellen, beeindruckenden Rebound.
  • Oft sind News im Spiel.

Daher ist es anfangs nicht trivial, die beiden sauber zu unterscheiden.

2-2. Unterschiede (Preisstruktur)

Dead Cat Bounce (Trendfortsetzung)

  • Die nächste Abwärtswelle durchbricht das vorherige Tief klar.
  • Auch am neuen Tief sehen wir häufig wenig klare Verteidigung
    (kaum lange untere Dochte, wenig stützendes Volumen).

Echte Bodenbildung (Trendwechsel)

2-3. Unterschiede (Lage und Kontext)

  • Dead Cat Bounces treten häufig mittendrin
    in einem größeren Abwärtstrend auf.
  • Echte Böden entstehen eher, wenn:

3. Dead Cat Bounce im Volumen- und Timeframe-Kontext

3-1. Volumenverhalten

Wie in /trading/chart-basics/volume beschrieben,
liefert das Volumen wertvolle Hinweise.

Ein typischer Dead Cat Bounce zeigt oft:

  • Kapitulatives Volumen im Crash,
  • eine Erholung mit moderatem bis ordentlichem Volumen,
    aber nicht so stark wie frühere Aufwärtsphasen,
  • eine zweite Abwärtswelle mit zunehmendem Volumen,
    wenn Käufer des Rebounds aussteigen und Shorts zurückkehren.

Echte Böden weisen hingegen häufig auf:

  • hohen Umsatz im Panikverkauf,
  • anhaltendes Kaufvolumen in späteren Rebounds,
  • Rücksetzer, die die Tiefs mit geringerem, ruhigeren Volumen halten.

(Alles Tendenzen, keine starren Regeln.)

3-2. Bedeutung des Timeframes

Aus /trading/chart-basics/timeframes:

  • Ein Dead Cat Bounce im 5-Minuten-Chart
    kann im Tageschart lediglich ein Docht sein.
  • Ein Dead Cat Bounce im Tageschart
    kann sich auf 1h/4h in mehrere kleinere Muster zerlegen.

In der Praxis:

  1. Zunächst wird auf Tages-/4h-Basis
    das Ausmaß des Abwärtstrends eingeordnet.
  2. Danach nutzt man 1h und darunter,
    um Ein- und Ausstiege um Dead-Cat-Szenarien herum zu planen.

4. Wenn der Dead Cat Bounce scheitert (Short-Fallen)

Auch Dead-Cat-Bounce-Setups können scheitern.

Die Erwartung:

  • Abverkauf → Erholung → erneuter Abverkauf → neues Tief

In Wirklichkeit passiert manchmal:

  • Die nächste Abwärtsbewegung stoppt in der Nähe des alten Tiefs,
  • es zeigt sich starke Verteidigung
    (lange untere Dochte, Volumenspitzen),
  • die Struktur entwickelt sich zu einem Doppelboden oder einer inversen H&S.

In diesem Fall:

  • Trader, die auf einen Dead Cat Bounce gesetzt haben,
    werden in eine Short-Falle gelockt.
  • Gelingt anschließend ein Anstieg über das Hoch der Erholung
    mit starkem Volumen,
    wird aus dem vermeintlichen Dead Cat Bounce
    ein Kandidat für eine echte Bodenbildung.

Solche „Dead Cats, die zu Böden wurden“ und die Short Squeezes,
die daraus entstehen, werden vertieft in
/trading/patterns/failure behandelt.


5. Praktische Checkliste und Risikomanagement

Wenn eine Bewegung wie ein Dead Cat Bounce aussieht,
lohnt sich ein kurzer Check:

  1. Wie groß war der vorangegangene Einbruch?

  2. Wie weit reicht der Rebound?

    • prallt er an gebrochenen Unterstützungen / Widerständen
      aus /trading/chart-basics/s-r ab?
    • kommt er bis an den Startpunkt des Crashs?
  3. Wie sieht das Volumen in der Erholung aus?

    • deutlich schwächer, ähnlich oder stärker als im Abverkauf?
    • gibt es am Ende des Rebounds einen Verkaufsvolumen-Spike?
  4. Wie verhält sich die nächste Abwärtswelle?

    • wird das alte Tief klar und dynamisch gebrochen,
    • oder sehen wir dort Verteidigung mit Dochten und Volumen?
  5. Ist der Risikoplan klar definiert?

    • Bei einem Short auf Dead-Cat-Basis:
      • ab welchem Preis ist die Idee offensichtlich falsch?
      • lässt sich dieser Stopp mit den Regeln aus
        /trading/risk-management vereinbaren?
    • Ist die Positionsgröße auf Kontoebene vertretbar?

6. Weiterführende Kapitel

Beim Dead Cat Bounce geht es darum zu entscheiden,
ob eine Erholung nach einem Crash nur Pause im Abwärtstrend
oder Beginn einer echten Bodenbildung ist.

Sinnvolle Ergänzungen:

Statt den Begriff „Dead Cat Bounce“ als starres Label zu sehen,
ist es hilfreicher zu fragen:

Wer wird in dieser Erholung in die Falle gelockt,
und wo zeigt sich echte Überzeugung im Volumen und in der Struktur?