Breakout/Fakeout-Strategie: Echte Ausbrüche von falschen unterscheiden
In diesem Artikel geht es um eine einfache Breakout-/Fakeout-Strategie.
Wir setzen voraus, dass Sie aus S/R,
Patterns und Failure Patterns bereits wissen:
- wie man Unterstützungs- und Widerstandslevels markiert,
- wie Ranges, Dreiecke und Keile den Kurs „einschnüren“,
- und wie fehlgeschlagene Bewegungen Traps erzeugen können.
Darauf aufbauend betrachten wir Bewegungen über/unter einem Level als:
entweder saubere Breakouts, die Trendfolge-Trades ermöglichen,
oder Fakeouts, also gescheiterte Ausbrüche,
die Mean-Reversion- bzw. Trap-Trades erlauben.
Ziel ist kein komplexes Regelwerk,
sondern eine einfach anwendbare Struktur.
Die Grafik zeigt:
- links: ein Range-Hoch (Widerstand), das sauber nach oben
durchbrochen und später als Unterstützung retestet wird – der Trend läuft weiter, - rechts: ein kurzer Spike über den Widerstand,
der Kurs kommt schnell in die Range zurück und dreht nach unten – ein klassischer Fakeout.
Wichtige Idee:
- Breakouts gehören eher zu Trendfolge,
- Fakeouts eher zu Mean Reversion
und Failure Patterns.
1. Breakouts vs. Fakeouts – einfache Definitionen
Kurz und verständlich:
-
Breakout (Ausbruch)
→ der Kurs durchbricht klar eine Range, ein Muster oder ein S/R-Level
und läuft anschließend weiter in diese Richtung. -
Fakeout (falscher Ausbruch)
→ der Kurs läuft kurz über/unter das Level,
kehrt dann wieder zurück und bewegt sich häufig kräftig in die Gegenrichtung.
Auf den ersten Blick sehen beide wie ein Ausbruch aus.
Der Unterschied ist:
- was nach dem ersten Schub passiert,
- ob der Kurs außerhalb des Levels bleiben kann oder nicht.
In dieser Strategie:
- nutzen wir Breakouts als Trendfolge-Setups,
- sehen wir Fakeouts als Mean-Reversion- bzw. Trap-Setups.
2. Wie sieht ein „guter“ Breakout-Kontext aus?
Beginnen wir mit Breakout-Trades.
Gute Breakouts haben meist einige Gemeinsamkeiten:
-
Zuerst gibt es eine Range oder ein Muster
-
Level wurde mehrfach getestet
- derselbe Widerstand/dieselbe Unterstützung wurde mehrfach angetestet,
- am Level hat sich Energie aufgebaut.
-
Die Ausbruchskerze ist „sauber“
- aus Sicht von Candle Patterns:
ein klarer Kerzenkörper in Ausbruchsrichtung, - nicht nur ein langer Docht über dem Level,
- idealerweise schließt die Kerze außerhalb des Levels.
- aus Sicht von Candle Patterns:
-
Der Kurs wird nicht sofort zurückgezogen
- nach dem Ausbruch verbringt der Kurs etwas Zeit außerhalb des Levels,
- er fällt nicht direkt wieder in die alte Range zurück.
Anders gesagt:
zufällige Linien + Mini-Peek + sofortiger Pullback
→ meist kein überzeugender Breakout-Kontext.
3. Breakout-Trendfolge-Beispiel (Long)
Schauen wir uns einen Aufwärts-Breakout als Beispiel an.
3-1. Kontext aufbauen
-
Richtung auf höherem Timeframe
- mit MA-60
prüfen, ob der Daily-Bias eher bullisch ist, - ist der höhere Timeframe long,
sind Ausbrüche nach oben oft „natürlicher“.
- mit MA-60
-
Schlüssel-Level finden
- über S/R
ein klares Range-Hoch oder einen markanten Widerstand identifizieren,
an dem der Kurs mehrfach abgewiesen wurde.
- über S/R
-
Kompression prüfen
- in der Nähe des Widerstands werden
Hochs und Tiefs enger (Squeeze), - mit ATR
sicherstellen, dass die Volatilität nicht schon im Extrembereich ist.
- in der Nähe des Widerstands werden
3-2. Einstieg, Stop und Ziele
-
Einstieg (Grundvariante)
- Long in Betracht ziehen,
wenn eine 4H-Kerze klar über dem Widerstand schließt, - oder nach einem Retest,
bei dem der alte Widerstand als Unterstützung hält.
- Long in Betracht ziehen,
-
Stop-Loss
- Idee: Stop dorthin, wo der Breakout
offensichtlich gescheitert wäre. - Beispiel:
- unterhalb des gebrochenen Widerstands, plus
1,0–1,5 ATR Puffer
nach ATR.
- unterhalb des gebrochenen Widerstands, plus
- Idee: Stop dorthin, wo der Breakout
-
Ziele
- erstes Ziel: die Höhe der Range
vom Breakout-Level nach oben projizieren, - zweites Ziel: der nächste Widerstand
aus S/R, - prüfen, ob das Setup mindestens ca. 1:2 Chance/Risiko bietet
nach Risk/Reward.
- erstes Ziel: die Höhe der Range
4. Fakeout-Beispiel: fehlgeschlagene Ausbrüche als Traps nutzen
Nun zu den Fakeouts.
Beispiel: Aufwärts-Fakeout → Short.
4-1. Nach welchen Merkmalen suchen?
Ein typischer Fakeout-Short-Kandidat:
-
Klarer Range-Widerstand
- aus S/R
ein Range-Hoch, an dem der Kurs mehrfach gescheitert ist.
- aus S/R
-
Kleiner Bruch nach oben + langer oberer Docht
- der Kurs läuft kurz über den Widerstand,
- die Ausbruchskerze hat einen langen oberen Schatten
und schließt eher schwach.
-
Schnelle Rückkehr in die Range
- die folgenden Kerzen schließen mit ihren Körpern
wieder innerhalb der Range.
- die folgenden Kerzen schließen mit ihren Körpern
-
Wer sitzt in der Falle?
- Trader, die den „Breakout“ gekauft haben,
stecken jetzt auf der falschen Seite, - wie in Failure Patterns beschrieben,
kann sich dieser „Trap“ in einem kräftigen Move
in Gegenrichtung entladen.
- Trader, die den „Breakout“ gekauft haben,
4-2. Grundstruktur (Short)
-
Einstieg
- wenn der Kurs kurz über den Widerstand gespiked ist und dann
wieder darunter schließt, - oder nachdem der Kurs vollständig in die Range zurückgekehrt ist
und ein kleiner Pullback eine bearishe Kerze an derselben Zone zeigt.
- wenn der Kurs kurz über den Widerstand gespiked ist und dann
-
Stop-Loss
- oberhalb des Fakeout-Hochs,
- plus 1,0–1,5 ATR Puffer
nach ATR.
-
Ziele
- erstes Ziel: Range-Mitte oder Range-Unterkante,
- zweites Ziel: die nächste Unterstützungszone
aus S/R, - auch hier prüfen, ob das Chance/Risiko-Verhältnis
zu den Regeln aus Risk/Reward passt.
Hinweis:
Fakeout-Trades sind oft schneller und volatiler als viele Breakouts.
Kleinere Positionsgrößen oder konservativere Einstellungen
machen sie deutlich angenehmer zu handeln.
5. Typische Fehler bei Breakout/Fakeout-Setups
5-1. Jeden Level-Touch als Breakout sehen
- Wer jeden kleinen Stich über ein Level als Breakout tradet,
- landet schnell im Seitwärts-Hackmesser
und sammelt viele kleine Verluste.
Darum immer kombinieren:
- Bedeutung des Levels (S/R auf höheren Timeframes),
- vorherige Range-/Musterstruktur,
- Qualität der Ausbruchskerze
(Körper, Schlusskurs, Dochte).
5-2. Ausbrüche hinterherjagen, die schon weit gelaufen sind
- Wer nach einer riesigen Ausbruchskerze
weit weg vom Level einsteigt, - hat einen sehr weiten Stop
und ein unattraktives Chance/Risiko-Verhältnis.
Besser:
- nach Retests des Levels Ausschau halten,
- und erst einsteigen, wenn klar ist,
dass der alte Widerstand/Unterstützung weiter respektiert wird.
5-3. Überall Fakeouts sehen
- Wer jede kleine Fehlsituation als Fakeout deutet
und grundsätzlich gegen den Ausbruch handelt, - steht schnell konstant gegen starke Trends.
Gewöhnen Sie sich an, zuerst zu prüfen:
- ist das eher eine Trend-Umgebung
(Trendfolge)? - oder eher eine Range-Umgebung
(Mean Reversion, niedrige ATR)?
6. Breakout/Fakeout-Checkliste
Wenn Sie einen möglichen Breakout oder Fakeout sehen,
helfen diese Fragen:
-
„Ist dieses Level auf höheren Timeframes ein wichtiges S/R?“
(S/R) -
„Ist die aktuelle Phase eher Trend oder Range?“
(Trendfolge vs Mean Reversion) -
„Ist die Ausbruchskerze in Körper und Schlusskurs sauber,
oder überwiegend nur ein Docht?“ -
„Wenn es ein Breakout ist:
bis wohin darf der Kurs zurücklaufen,
bevor ich ihn als gescheitert werte?“
(Invalidation/Stop mit Hilfe von ATR) -
„Passt das Chance/Risiko-Verhältnis
zu Risk/Reward?“
Die Breakout/Fakeout-Strategie lässt sich so zusammenfassen:
Eine Grundstruktur, um Bewegungen an wichtigen Levels zu handeln:
echte Ausbrüche von falschen unterscheiden
und Stop sowie Ziel entsprechend planen.
In Kombination mit
- S/R,
- Patterns und Failure Patterns,
- Trendfolge, Mean Reversion,
- und Risikomanagement
hilft Ihnen das, ohne übermäßige Komplexität ruhig zu entscheiden:
- wo echte Entscheidungszonen liegen,
- welches Szenario (Breakout oder Fakeout) plausibler ist,
- und ob der geplante Trade aus R/R-Sicht sinnvoll ist.