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Walhandel

Fibonacci-Trading-Strategie: Pullbacks und Ziele in Struktur übersetzen

In diesem Beitrag geht es um eine einfache Fibonacci-Retracement-/Extension-Strategie.

Wir nehmen an, dass Sie in Fibonacci
und Swing vs. Korrektur bereits gesehen haben:

  • welche Fibonacci-Verhältnisse typisch sind (38,2 %, 50 %, 61,8 % usw.),
  • wie man das Tool vom einen Ende einer Bewegung zum anderen zeichnet,
  • wie Swings und Korrekturen auf dem Chart voneinander getrennt sind.

Darauf aufbauend betrachten wir Fibonacci so:

nicht als Werkzeug, das den Kurs „zwingt“, bei 61,8 % zu drehen,
sondern als Möglichkeit, die Tiefe einer Korrektur zu messen
und natürliche Pausenzonen zu markieren.

Ziel ist eine überschaubare Struktur für

  • Trendpullbacks als Einstieg und
  • Extensions als Gewinnziele.

Die Grafik zeigt:

  • links: einen Aufwärtsswing, bei dem die Korrektur
    in der Zone 38,2–61,8 % stoppt und der Trend weiterläuft,
  • rechts: dieselbe Bewegung, bei der 1,272- und 1,618-Extensions
    als erstes und zweites Gewinnziel genutzt werden.

Die Hauptidee:

  • Fibonacci soll die Tiefe von Pullbacks im Trend strukturieren
  • und nur dort wirklich relevant werden, wo es sich mit
    S/R und Candle Patterns überlagert.

1. Warum Fibonacci? (Struktur statt Magie)

Viele Trader hören am Anfang Sätze wie:

  • „Der Kurs dreht immer bei 61,8 %.“
  • „Das ist der Goldene Schnitt, der muss funktionieren.“

In der Praxis ist es hilfreicher, anders zu denken.

  1. Viele Marktteilnehmer schauen auf dieselben Zahlen

    • 38,2 %, 50 %, 61,8 % werden
      in Aktien, Futures, FX und Krypto genutzt.
    • Dadurch sammeln sich um diese Levels häufig
      Orders und Preisalarme.
  2. Die Tiefe der Korrektur wird messbar

    • statt „fühlt sich wie ein tiefer Pullback an“
    • kann man sagen: „ungefähr die Hälfte des letzten Swings“.
  3. Bedeutung entsteht durch Konfluenz

    wird aus einer Zahl erst ein handelsrelevanter Bereich.

Kurz gesagt:
Fibonacci ist ein Lineal für Pullbacks und Ziele,
aber kein eigenständiges „Wunder-Signal“.


2. Grundsetup: Welche Bewegung, in welche Richtung?

Die Details stehen in Fibonacci.
Für die Strategie sind vor allem diese Punkte wichtig:

  1. Pullbacks im Aufwärtstrend

    • das Tool wird vom Tief zum Hoch gezeichnet,
    • Retracement-Levels (38,2 %, 50 %, 61,8 % …)
      erscheinen unterhalb des Hochs.
  2. Pullbacks im Abwärtstrend

    • das Tool wird vom Hoch zum Tief gezeichnet,
    • Retracements erscheinen oberhalb des Tiefs.
  3. Welche Bewegung verwenden?

    • nutzen Sie den auffälligsten aktuellen Swing
      in Trendrichtung auf Ihrem Timeframe
      (siehe Swing vs. Korrektur),
    • nicht jede Kleinbewegung braucht eigene Fibonacci-Linien –
      zu viele Gitter erzeugen nur Chaos.

3. Trendpullback-Strategie: Fokus auf der 38,2–61,8-%-Zone

Die gängigste Anwendung ist,
Einstiege in Trendkorrekturen zu finden.

Wir nehmen ein Long-Beispiel im Aufwärtstrend.

3-1. Umfeld filtern

  1. Trend auf höherem Timeframe prüfen

    • mit MA-60
      checken, ob der Daily-Bias eher bullisch ist
      (höhere Hochs und höhere Tiefs, Kurs über MA-60).
  2. Swing auswählen

    • den letzten klaren Aufwärtsswing (Tief → Hoch) wählen,
    • darauf Fibonacci-Retracement legen.

Nun betrachten wir, wie tief die Korrektur reicht.

3-2. Bedeutung verschiedener Tiefen

  • Flache Korrektur (ca. 23,6–38,2 %)

    • sehr starke Käufer, kaum Rücksetzer,
    • typisch für explosive Trends.
  • Mittlere Korrektur (ca. 38,2–50 %)

    • „normale“ Trendkorrektur,
    • genug Preis- und Zeitkorrektur,
      ohne den Trend zu zerstören.
  • Tiefe Korrektur (ca. 50–61,8 %)

    • kann noch zum Trend gehören,
    • signalisiert aber: „Hier sollte der Trend
      idealerweise wieder anspringen.“

In dieser Strategie konzentrieren wir uns
auf die Zone 38,2–61,8 %
und filtern sie mit S/R
und Candle Patterns.

3-3. Grundstruktur für Long-Setups

Möglicher Ablauf:

  1. Beobachtungszone definieren

    • nach dem Einzeichnen: 38,2–61,8 %
      als relevante Pullback-Zone markieren.
  2. Konfluenz mit S/R suchen

    • prüfen, ob wichtige Unterstützungen
      nach S/R
      innerhalb dieser Zone liegen.
  3. Kerzen auf tieferem Timeframe beobachten (z.B. 4H)

    • wenn der Kurs in die Zone läuft,
      nach Signalen aus Candle Patterns suchen:
      lange untere Schatten, bullische Engulfings, Pin Bars usw.
  4. Einstieg, Stop, Ziele

    • Einstieg:
      • wenn Fibonacci + S/R + Kerzensignal
        in einem Bereich zusammenfallen.
    • Stop:
      • unter 61,8 % oder unter dem Swing-Tief,
        bei dem der Trend klar verletzt wäre,
      • plus 1,0–1,5 ATR Puffe
        nach ATR.
    • Ziele:
        1. Ziel: Bereich um das vorherige Hoch,
        1. Ziel: Fibonacci-Extensions 1,272 und 1,618
          derselben Bewegung (siehe nächster Abschnitt).

Für Shorts im Abwärtstrend gilt die Logik spiegelbildlich.


4. Fibonacci-Extensions als Gewinnziele

Retracements eignen sich vor allem für Einstiege,
Extensions eher für Gewinnziele.

4-1. Grundidee

Nach einer Korrektur und Wiederaufnahme des Trends
stellen sich viele die Frage:

  • „Wo ist ein sinnvoller Bereich, um Gewinne mitzunehmen?“

Fibonacci-Extensions helfen, das zu quantifizieren.

Im Aufwärtstrend:

  1. Basisswing wählen

    • einen klaren Aufwärtsswing auswählen,
    • darauf Fibonacci anwenden.
  2. Extension-Levels markieren

    • 1,272, 1,618
      und ggf. 2,0 hervorheben.
  3. Ziele festlegen

      1. Ziel: Bereich um 1,272,
      1. Ziel: Bereich um 1,618,
    • zusätzlich wichtige Widerstände aus
      S/R beachten.

So lassen sich Trades im Voraus planen und das
Chance/Risiko-Verhältnis mit
Risk/Reward
bereits vor dem Einstieg prüfen.


5. Häufige Fehler bei Fibonacci-Strategien

5-1. Zu viele Bewegungen mit Fibonacci versehen

  • wer jede Kleinbewegung mit Fibonacci-Gittern überzieht,
  • verliert schnell den Überblick über wirklich wichtige Levels.

Praktischer Ansatz:

  • auf höheren Timeframes (Daily/4H) starten,
  • zuerst die offensichtlichsten Swings markieren,
  • nur bei klar erkennbarem Mehrwert weitere Gittern hinzufügen.

5-2. Nur nach Fibonacci handeln

  • „Es ist 61,8 %, also muss ich kaufen/verkaufen“
    führt leicht zu erzwungenen Trades
  • an Zonen, die nicht zu
    S/R oder Candle Patterns passen.

Besser:

  • immer nach Konfluenz suchen:
    • Fibonacci + S/R + Kerzenstruktur + Volatilität (ATR),
    • idealerweise stimmen 2–3 dieser Faktoren überein.

5-3. Fibonacci in nicht-trendigen Märkten erzwingen

  • in Märkten, die eher wie
    Mean Reversion (Range) aussehen,
  • verliert die Idee „Pullback im Trend“ an Aussagekraft.

Fibonacci-Retracements sind in erster Linie
für Korrekturen innerhalb eines Trends gedacht,
nicht für beliebige Seitwärtsphasen.


6. Checkliste für Fibonacci-Trades

Bevor Sie Fibonacci in einem Live-Setup nutzen,
helfen diese Fragen:

  1. „Habe ich eher eine Trend- oder eine Range-Umgebung?“
    (Trendfolge vs Mean Reversion)

  2. „Ist der verwendete Swing wirklich bedeutend
    oder nur eine Kleinbewegung im Rauschen?“

  3. „Gibt es innerhalb der 38,2–61,8-%-Zone
    wichtige S/R-Levels?“

    (S/R)

  4. „Sehe ich beim Erreichen dieser Zone
    klar erkennbare Kerzensignale?“

    (Candle Patterns)

  5. „Ergibt der Trade mit meinen Zielen (1,272, 1,618 …)
    ein sinnvolles Chance/Risiko-Verhältnis?“

    (Risk/Reward)


Man kann die Fibonacci-Trading-Strategie so zusammenfassen:

Ein Werkzeug, um Pullbacks (38,2–61,8 %)
und Gewinnziele (1,272, 1,618 …)
in klare, numerische Zonen im Trend zu übersetzen.

In Kombination mit

hilft das, von

  • „irgendwo hier ungefähr“
    zu
  • „hier ist meine Einstiegszone,
    hier ist die Invalidation,
    hier sind mein erstes und zweites Ziel“

zu kommen – ruhig und strukturiert.