S/R-Musterstrategie: Bounces und Breakouts an Support/Resistance trennen
In diesem Beitrag schauen wir uns die Grundstruktur einer S/R-Musterstrategie an.
In S/R haben Sie bereits gesehen:
- was Unterstützung (Support) und Widerstand (Resistance) sind,
- nach welchen Kriterien man Levels auswählen kann,
- und dass ein einmal gebrochener Level seine Rolle zwischen Support und Resistance wechseln kann.
Hier bauen wir darauf auf und betrachten S/R als:
„Entscheidungszone (Decision Zone)“,
in der wir beobachten,
ob hier eher ein Bounce oder ein Breakout entsteht.
Ziel ist, daraus eine einfache, aber handelbare Strategie-Struktur zu bauen.
Die Grafik unten zeigt:
- links: am unteren Rand einer Box-Range Support,
an dem der Kurs mehrmals nach oben abprallt (Bounce), - rechts: derselbe Support, der deutlich nach unten gebrochen (Breakout) wird,
danach wird das alte Level als Widerstand retestet und der Abwärtstrend läuft weiter.
Der Kern von S/R-Strategien:
- dasselbe Level kann
- in manchen Situationen für einen Bounce (Mean Reversion) spannend sein,
- in anderen Situationen für einen Breakout (Trendfolge).
1. S/R nicht als „Linie“, sondern als „Zone“ betrachten
Wenn man S/R zum ersten Mal lernt, zeichnet man meist eine Linie.
Im Handel ist es jedoch realistischer, S/R als kleine Zone zu sehen.
- Hochs/Tiefs entstehen oft über mehrere Kerzen hinweg,
- Hochpunkte können leicht unterschiedlich liegen,
- und zwischen Börsen gibt es kleine Preisunterschiede.
In der Praxis ist es daher sinnvoller zu denken:
- anstatt eine genaue Zahl wie „19.800 USD“,
- eher „der Bereich um 19.600–20.000 USD ist Widerstandszone“.
Mit dieser Denkweise:
- wird der Stop nicht zu eng direkt auf die Linie gelegt,
- und Sie vermeiden besser das klassische Muster:
„kurz unter dem Tief ausgestoppt, und direkt danach läuft der Markt in die gewünschte Richtung“.
2. Zwei Grundstrategien an S/R
Aus S/R ergeben sich grob zwei Arten von Strategien:
-
Bounce-Strategie (Mean Reversion)
- Long in der Nähe einer Unterstützung,
- Short in der Nähe eines Widerstands,
- Idee: der Kurs bleibt in der Range und läuft zurück in Richtung Mitte/gegenüberliegende Seite.
-
Breakout-Strategie (Trendfolge)
- starker Durchbruch unter eine wichtige Unterstützung → Short,
- starker Durchbruch über einen wichtigen Widerstand → Long,
- Idee: der Markt verlässt die Range und ein neuer Trend entsteht.
Diese beiden Strategietypen sind:
- die einfachste Form von
Mean Reversion und
Trendfolge.
3. Bounce-Strategie: „Zurück in die Box“ handeln
Beginnen wir mit der Bounce-Strategie.
3-1. In welcher Umgebung?
Bounce-Strategien passen gut, wenn:
- auf dem Tageschart eine klare Box-/Range-Struktur zu sehen ist,
- laut DMI/ADX
der ADX niedrig ist oder nicht stark steigt, - laut Bollinger Bands
die Bandbreite nicht extrem groß ist.
Kurz gesagt:
„Wir sind gerade nicht in einem starken Trend,
sondern der Markt pendelt in einer gewissen Spannweite hin und her.“
3-2. Long-Beispiel: Bounce an einer Unterstützung
Grundidee:
-
Level suchen (Daily)
- mit S/R
einen Preisbereich identifizieren, an dem der Markt mehrmals gekauft wurde
→ das ist Ihre Unterstützungszone.
- mit S/R
-
Annäherung beobachten (4H)
- wenn der Kurs in diese Zone fällt,
beobachten, ob er mit voller Geschwindigkeit durchfällt
oder ob das Tempo sichtbar nachlässt.
- wenn der Kurs in diese Zone fällt,
-
Reaktion abwarten (4H)
- nach Candle Patterns
auf Signale wie lange untere Schatten, bullish Engulfing, Inside Bar achten,
die zeigen, dass der Verkaufsdruck nachlässt.
- nach Candle Patterns
-
Entry, Stop, Ziel
- Entry: in der Nähe des Schlusskurses der Kerze,
mit der der Bounce sichtbar wird. - Stop:
- unterhalb der Unterstützungszone mit etwas Puffer,
- z.B. 1,0–1,5 ATR laut ATR.
- Ziele:
- erstes Ziel: Mitte der Box oder letzter Swing-Hochpunkt,
- zweites Ziel: obere Range-Grenze,
- Ziel: mindestens ca. 1:2 R/R.
- Entry: in der Nähe des Schlusskurses der Kerze,
Die Short-Bounce-Strategie funktioniert analog an Widerständen – nur umgekehrt.
4. Breakout-Strategie: „Die Box sprengen“
Nun zur Breakout-Strategie.
4-1. In welcher Umgebung?
Breakouts passen eher, wenn:
- auf dem Tageschart eine Struktur zu sehen ist,
in der Kraft in eine Richtung aufgebaut wird, - der Markt einen wichtigen Level mehrfach testet,
und Hochs/Tiefs sich dem Level immer mehr annähern, - der ADX nach DMI/ADX
langsam ansteigt.
„Man hat das Gefühl, dass sich Energie um diesen Level herum auflädt
und irgendwann ein größerer Ausbruch kommen kann.“
4-2. Beispiel: Abwärts-Breakout unter eine Unterstützung (Short)
Möglicher Ablauf:
-
Wichtige Unterstützung identifizieren (Daily)
- eine Zone, von der der Kurs schon mehrfach nach oben gedreht hat,
- jetzt wirken die Rebounds aber immer schwächer.
-
Letzte schwache Rebounds (4H)
- die Aufwärtsbewegungen von der Unterstützung aus werden kleiner,
- nach Candle Patterns
tauchen mehr obere Schatten auf, Verkaufsdruck nimmt zu.
-
Starke Breakout-Kerze (4H)
- eine deutliche, lange rote Kerze,
die die Unterstützungszone klar nach unten durchschlägt.
- eine deutliche, lange rote Kerze,
-
Retest und Einstieg
- manchmal fällt der Markt danach einfach weiter,
aber für Einsteiger ist es meist besser,
auf einen Retest zu warten. - der Kurs steigt zurück in Richtung der alten Unterstützung,
die nun als Widerstand fungiert, - wenn sich dort nach Candle Patterns
schwache bullische Kerzen oder deutliche obere Schatten bilden,
entsteht ein Short-Kandidat.
- manchmal fällt der Markt danach einfach weiter,
-
Stop und Ziele
- Stop: oberhalb des Retest-Hochs + ATR-Puffer,
- Ziele:
- erstes Ziel: letzter Swing-Tiefpunkt,
- zweites Ziel: nächste S/R-Zone auf dem Tageschart,
- wieder mindestens etwa 1:2 R/R.
Ein Aufwärts-Breakout über einen Widerstand (Long)
wird in gleicher Logik einfach umgekehrt gedacht.
5. Bounce oder Breakout? Eine einfache Checkliste
Wenn Sie eine S/R-Zone beobachten, helfen diese Fragen:
-
„Auf dem Tageschart:
befindet sich diese Zone eher in der Mitte der Range
oder an deren Rand (Ober- bzw. Untergrenze)?“ -
„Werden die letzten Rebounds von hier aus
immer schwächer,
oder halten sie noch stabil?“ -
„Läuft der höhere Timeframe-Trend
(z.B. nach MA-60)
in dieselbe Richtung wie ein möglicher Bruch dieses Levels
– oder dagegen?“ -
„Wie sieht die aktuelle Volatilität aus
(nach ATR, Bollinger Bändern)?
Ist sie bereits ‚explodiert‘ oder noch eher ruhig?“
- Bounce-Strategie passt tendenziell besser, wenn
→ Range, niedriger ADX, bisher gute Bounces, moderate Volatilität. - Breakout-Strategie passt eher, wenn
→ der Markt wiederholt gegen denselben Level drückt
und mit dem übergeordneten Trend in dieselbe Richtung will.
Es muss nicht alles perfekt zusammenpassen.
Wichtig ist vor allem, mit dieser Art von Checkliste zu arbeiten,
damit Sie nicht automatisch immer nur „Bounce“
oder immer nur „Breakout“ sehen.
6. Häufige Fehler bei S/R-Musterstrategien
6-1. Zu viele S/R-Linien im Chart
Wenn Sie zu viele Levels zeichnen:
- gibt es „irgendwo immer eine Linie“,
- und S/R wird eher zur Rechtfertigung als zur Strategie.
Besser:
- auf dem Tageschart erst einmal nur einige wenige, wirklich auffällige Level markieren,
- und den Chart bewusst einfach halten.
6-2. Beim ersten Touch sofort einsteigen
Sätze wie:
- „Das ist Support, also kaufe ich, sobald wir dort ankommen“,
- „Das ist Widerstand, also verkaufe ich sofort, wenn wir ihn berühren“,
ignorieren die Reaktion des Marktes.
Oft führt das zu spontanen Breakouts und hektischen Stop-Losses.
Gewöhnen Sie sich die Reihenfolge an:
- „Level erreicht“ → „Reaktion beobachten“ → „Entry entscheiden“.
6-3. Breakouts zu spät hinterherlaufen
Wenn nach einer langen Kerze:
- der Einstieg weit weg vom Level erfolgt,
- liegt der Stop oft sehr weit entfernt,
- und das Chance/Risiko-Verhältnis verschlechtert sich.
Wenn möglich:
- lieber auf einen Retest warten
und dann in der Nähe des Levels nach Einstiegssignalen suchen.
7. Wichtige Fragen bei jeder S/R-Strategie
Zum Schluss einige Fragen, die Sie sich bei S/R-Trades immer stellen sollten:
-
„Ist dieses Level
auch auf dem Tageschart klar erkennbar und wichtig?“ -
„Befindet sich der Markt gerade eher
in einem Umfeld wie trend-following
oder wie mean-reversion?“ -
„Läuft mein Entry
mit dem Trend des höheren Timeframes oder dagegen?“ -
„Liegt mein Stop
wirklich außerhalb der S/R-Zone – mit Sicherheitsabstand?“ -
„Wenn ich Ziel und Stop eintrage:
passt das R/R zu meinen Regeln aus
Risk/Reward?“
Man kann S/R-Musterstrategien zusammenfassen als:
Grundstrategie, bei der wir an Support/Resistance entscheiden,
ob wir den Bounce oder den Breakout handeln –
und unsere Stops und Ziele entsprechend planen.
Wenn Sie diese Ideen mit
- Trendfolge,
- Mean Reversion
- und den anderen Beiträgen in Pattern-Strategien
kombinieren, können Sie – auch ohne komplizierte Theorie –
ruhiger entscheiden,
- wo die wichtigen Zonen liegen,
- welches Szenario an dieser Zone wahrscheinlicher ist,
- und ob der Trade aus R/R-Sicht sinnvoll ist.