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Walhandel

Trendfolge-Strategien: Den Haupttrend reiten statt Tops und Bottoms zu erraten

In diesem Abschnitt geht es um Trendfolge-Strategien.

Die Grundidee ist nicht:

  • “Exakt am Tief kaufen und am Hoch verkaufen”,
    sondern:

“Akzeptiere, dass du etwas zu spät dran bist,
versuche aber, einen starken bestehenden Trend möglichst lange mitzunehmen.”

Wie der Trendfolger Ed Seykota sagte:

“The trend is your friend.”

Es geht nicht darum, diesen Satz blind zu glauben,
sondern darum zu verstehen:

  • Große Stücke eines Haupttrends mitzunehmen
  • ist oft wichtiger als perfekte Einstiege,
    solange das Risikomanagement sauber ist.

Das folgende Diagramm vergleicht:

  • Links: Einen starken Aufwärtstrend mit gestaffelten Einstiegen entlang eines gleitenden Durchschnitts und einer langen Trendbewegung
  • Rechts: Einen Seitwärtsmarkt, in dem dieselben Trendfolgeregeln zu vielen kleinen Stop-outs führen

Wenn Sie diesen Unterschied verstehen, können Sie besser erkennen:

  • In welchen Märkten Trendfolge einen Vorteil hat, und
  • In welchen Märkten sie hauptsächlich Rauschen und kleine Verluste produziert.

1. Was ist Trendfolge? – Folgen statt Vorhersagen

Die Philosophie der Trendfolge lautet:

“Versuche nicht Wendepunkte zu prognostizieren.
Erkenne stattdessen, wann ein Trend läuft
und richte deine Trades danach aus
.”

In der Praxis kombiniert Trendfolge typischerweise:

  • Trenddefinition
  • Einstiegslogik
    • Rücksetzer in Trendrichtung
    • Ausbrüche, wenn der Trend nach einer Konsolidierung weiterläuft
  • Ausstieg
    • Klare Brüche von Trendlinien oder MAs
    • Bruch des letzten Swing-Hochs/-Tiefs als Invalidation
    • ATR-basierte Trailing Stops aus Volatilität

Die Details variieren von Strategie zu Strategie,
aber der Kern bleibt:

  • Dominante Richtung identifizieren
  • Mehrere kleine Verluste akzeptieren
  • Dafür wenige große Gewinner mitnehmen.

2. Wann funktioniert Trendfolge – und wann nicht?

Die Performance von Trendfolge hängt stark vom Marktregime ab.

2-1. Günstige Umgebungen

Trendfolge funktioniert typischerweise gut, wenn:

  • Auf Tages- oder 4h-Chart ein klarer Aufwärts- oder Abwärtstrend sichtbar ist
  • Die Swing- vs. Korrekturstruktur aus
    Swing vs. Korrektur
    relativ sauber ist
  • Trendindikatoren aus Trendindikatoren
    (MA-Slope, DMI/ADX usw.) deutlich in eine Richtung zeigen

Dann produziert ein System meist:

  • Mehrere kleine Verlusttrades und
  • Einige sehr große Gewinner, die das Gesamtergebnis tragen.

2-2. Schwierige Umgebungen

Trendfolge tut sich schwer in:

  • Seitwärtsmärkten (Ranges) zwischen klaren Support- und Resistance-Zonen
  • Phasen mit häufigen Whipsaws rund um Makro-Events
  • Phasen hoher Volatilität, aber ohne echte Richtung
    (siehe Volatilität)

In solchen Phasen:

  • Werden Trend-Einstiege wiederholt ausgestoppt
  • Ist es schwer, längere Bewegungen in einer Richtung zu halten

Darum nutzen robuste Trendfolger meist:

  1. Zuerst einen Regime-Filter
    (Trend vs Range; siehe Trendindikatoren und Swing vs. Korrektur)
  2. In Ranges:
    • Positionsgröße reduzieren,
    • auf Mean Reversion umschalten oder
    • ganz pausieren.

3. Strategien in diesem Trendfolge-Abschnitt

Wir unterteilen Trendfolge in mehrere konkrete Strategien.

3-1. MA-basiert: MA, MA-60, Golden/Death Cross

  • MA-Strategie
    Basis-Trendfolge mit gleitenden Durchschnitten
    → Kurz-, Mittel- und Langfrist-MAs zur Trenddefinition
    und für Pullback-Einstiege.

  • MA-60
    Swing-Strategie um die 60er-MA
    → Eine langfristige MA (z.B. 60-Tage auf Tagesbasis)
    als zentrale “Trendlinie” für Swings.

  • Cross-Strategie
    Golden-Cross-/Death-Cross-Strategie
    → Kreuzen einer kurzen und langen MA
    als möglicher Start oder Verstärkung eines Trends.


3-2. Momentum-basiert: MACD, DMI/ADX

  • MACD-Strategie
    MACD-Trendfolgestrategie
    → MACD-Signallinien-Kreuzungen und Null-Linien-Brüche
    als Hinweise auf Trendstärke und -wechsel.

  • DMI/ADX-Strategie
    DMI/ADX-Trendstärke-Filter
    → +DI, -DI und ADX, um zu entscheiden,
    ob Trendfolge unter den aktuellen Bedingungen überhaupt sinnvoll ist.


3-3. Komposit: Ichimoku-Trendfolge

  • Ichimoku-Strategie
    Ichimoku-basierte Trendstrategie
    → Wolke, Tenkan-/Kijun-Linie und verschobene Linien kombinieren
    Trend und Support/Resistance in einem Framework.

In den einzelnen Dokumenten vergleichen wir:

  • Wie verschiedene Tools zu unterschiedlichen Zeitpunkten im selben Trend auslösen
  • Welche eher konservativ und langsam sind
    und welche schnell, aber anfälliger für Rauschen.

4. Gemeinsame Prinzipien der Trendfolge

Trotz vieler Varianten teilen Trendfolge-Systeme einige Grundprinzipien.

  1. Verluste begrenzen, Gewinner laufen lassen

    • Wie in Risikomanagement beschrieben:
    • Der Edge entsteht oft daraus, viele kleine Verluste zu akzeptieren
      und dafür wenige sehr große Gewinner zuzulassen.
  2. Klare Invalidation

    • Es braucht eine exakte Bedingung für
      “meine Trendannahme ist jetzt falsch”.
    • Typischerweise:
      • Bruch des letzten Swing-Hochs/-Tiefs
      • Klare MA-Brüche
      • Bruch der Ichimoku-Wolke
  3. Wieder-Einstiegsplan

    • Starke Trends enthalten Rücksetzer und Shake-outs.
    • Ohne Plan für erneute Einstiege
      wird man leicht früh rausgeschüttelt und verpasst den Kern der Bewegung.
  4. Positionsgröße und Skalierung

    • Statt von Anfang an groß zu setzen,
      arbeiten Sie innerhalb der Regeln von Risikomanagement:
      • Pyramiding, wenn der Trend sich bestätigt
      • Oder schrittweises Reduzieren bei Ermüdungszeichen

5. Empfohlene Lernreihenfolge

Um Trendfolge sinnvoll anzuwenden, bietet sich folgende Reihenfolge an:

  1. Kontext und Chart-Basics

  2. Trendindikatoren

  3. Trendfolge-Überblick (dieses Dokument)

    • Verstehen, welche Strategien es gibt
      und wie sie sich konzeptionell unterscheiden.
  4. Einzelne Strategien

  5. Risiko- und Portfolio-Ebene


6. Checkliste vor dem Live-Einsatz

Bevor Sie eine Trendfolge-Strategie mit echtem Kapital handeln,
sollten Sie sich einige Fragen beantworten:

  1. Ist das aktuelle Umfeld trendend oder seitwärts?
    (Nutzen Sie Trendindikatoren und Swing vs. Korrektur.)

  2. Für welchen Zeithorizont ist Ihr System gebaut?
    (z.B. Swings auf Tagesbasis vs. Intraday-Trends.)

  3. Sind Stop- und Invalidation-Regeln explizit festgelegt?

  4. Gibt es einen Plan für Wiedereinstiege oder nur “one shot”?

  5. Wenn mehrere Systeme parallel laufen,
    bleibt das Gesamtrisiko innerhalb der Regeln von Risikomanagement?


Als nächstes bietet sich an:

wo wir mit der grundlegenden Trendfolge über gleitende Durchschnitte beginnen
und Einstiege, Ausstiege und Risiko im Detail ausarbeiten.